Erster Bachelor-Absolvent an der Universität Trier

Tobias Beck absolvierte BWL-Studium in fünf statt sechs Semestern

Das C-Gebäude der Universität Trier, in dem Rechts- und Wirtschaftswissenschaften ihre Räume haben, war für Tobias Beck während des Studiums ein zweites Zuhause. In der Hand hält er das erste an der Universität Trier verliehene Bachelor-Abschluss-Zeugnis. Foto: Uni Trier

Tobias Beck hat ein Stück Geschichte geschrieben: Er ist der erste Bachelor-Absolvent an der Universität Trier. Schon nach fünf statt der vorgesehenen sechs Semester hat der 24-Jährige sein Zeugnis als Bachelor der Betriebswirtschaft in Empfang nehmen können. Für den jungen Mann aus Nittel ist der Abschluss nur eine Zwischenstation: Im kommenden Wintersemester will er in den Masterstudiengang einsteigen.

Vor drei Jahren hat auch die Universität Trier im Zug der Bologna-Reform die ersten Studiengänge auf Bachelor-Abschlüsse umgestellt. Die Geburtswehen gipfelten bundesweit in Studentenprotesten, die gegen das verschulte Studium, zu viel Lernstoff oder fehlende Zeit für Auslandsaufenthalte aufbegehrten. Tobias Beck hat mit seinem Turbo-Bachelor-Studium die „Bologna“-Kritiker eigentlich Lügen gestraft. Nicht nur, dass er ein halbes Jahr weniger als vorgegeben benötigte, es ist ihm auch gelungen, im Rahmen des Erasmus-Programms ein Auslandssemester an der Trierer Partneruniversität Oslo BI einzuschieben.
„Ich denke, dass insgesamt gerne über das Bachelor-Studium gejammert wird. Auch wenn es nicht immer einfach ist, so ist es dennoch zu schaffen“, sagt Beck. Allerdings sieht auch er den Umstellungsprozess kritisch: „Man hat einen sehr strammen Plan zu absolvieren. Bei mir waren elf Klausuren in einem Semester die Krönung.“ Darunter, glaubt er, leiden die Noten.
Studium in fünf Semestern - das hat Tobias Beck auch deswegen geschafft, weil er günstige Rahmenbedingungen hatte. Er wird von zu Hause finanziell unterstützt und musste für seinen Lebensunterhalt nicht neben dem Studium arbeiten. Geholfen hat ihm auch eine Lehre bei der Volksbank Trier, die er nach dem Abitur absolvierte. Die Ausbildung hat ihm nicht nur Arbeitsdisziplin, sondern auch Wissen vermittelt, das ihm den Einstieg in das BWL-Studium erleichtert hat. „Die hohe Abbrecherquote in den ersten Semestern hat sicher damit zu tun, dass viele Abiturienten, die direkt von der Schule zur Uni kommen, nicht wissen, was sie in BWL erwartet. Häufig tun sie sich dann mit Rechnungswesen oder Mathematik schwer.“
Dass er einmal der allererste Bachelor-Absolvent der Uni Trier sein würde, daran hätte Tobias Beck nicht gedacht, als er sich zum Wintersemester 2007/08 einschrieb. „Die kurze Studienzeit hat sich so ergeben“, erzählt er. Sein Wahlfach Englisch konnte er früher als vorgesehen abschließen, dann sein praxisbezogenes Studienprojekt vorziehen, und schließlich brachte ihm das Semester in Oslo wegen der dortigen früheren Vorlesungszeiten einen Zeitgewinn. Nicht zuletzt ermöglichten ihm Professoren an der Trierer Uni vorgezogene Prüfungstermine.
Bis er im Oktober in das Masterstudium einsteigt, könnte Tobias Beck die unerwartete Freizeit genießen. Die Beine hochzulegen, ist aber nicht seine Sache. Zurzeit jobbt er bei einer Luxemburger Bank und tanzt auf vielen weiteren Hochzeiten: Er spielt in Freudenburg im Verein Fußball, ist Mitglied im Nitteler Gemeinderat, politisch aktiv und bringt mit einigen Mitarbeitern gemeinsam drei- bis viermal jährlich eine Dorfzeitung heraus.