Ringvorlesung der Trierer Altertumskunde an der Universität Trier im Sommersemester 2001

Grundlagentexte der Antike für die europäische Kultur:„Platon, Timaios“

Die Ringvorlesung zum Thema „Antike Grundlagentexte der europäischen Kultur“ der Trierer Altertumskunde im Sommersemester 2001 an der Universität Trier wird am Montag, 11. Juni 2001 mit einem Vortrag von Michael Erler (Würzburg) zu „Platon, Timaios“ fortgesetzt. Zum Thema:

Platons Dialog Timaios ist ein Grundbuch der europäischen Geistesgeschichte. Er schildert nicht nur die Entstehung der Welt, sondern bietet darüber hinaus eine Beschreibung des Ursprungs des Menschen und der menschlichen Gesellschaft, der zu Beginn des Timaios zusammengefasst und im Kritias erzählt wird. Mit dieser Dreiheit von Kosmologie, Anthropologie und Gesellschaftslehre steht der Timaios in einer Tradition von Abhandlungen über die Natur, die von Hesiod bis zu Lukrez und darüber hinaus reicht und eine große Wirkung im Platonismus der Kaiserzeit, im Mittelalter und in der Renaissance entfaltet hat – Raffaels Platon in der „Schule von Athen“ trägt den Timaios in der Hand. Noch im 20. Jahrhundert haben bedeutende Naturwissenschaftler wie Heisenberg die Lehren des Timaios ernst genommen und geschätzt. Eine Hauptthese des Timaios ist, dass eine Analyse des Weltalls dem Betrachter in körperlicher wie seelischer Hinsicht ein gutes Leben bereitet. Was wenig beachtet ist: Kosmologie und Ethik sind auf diese Weise also eng verbunden. Diese Verbindung verdient aber gerade mit Blick auf die aktuelle Diskussion über das Verhältnis neuerer naturwissenschaftlicher Erkenntnisse zu traditionellen Wertvorstellungen Interesse und soll ein Gegenstand des Vortrages sein.

In der gesamten Vortragsreihe werden Werke bedeutender Autoren von den Anfängen in der archaischen Zeit mit Homer bis zur Kaiser­zeit mit Petron’s Satyricon und Epiktets Handbüchlein der Moral vorgestellt. Die vorgestellten Texte sind für die Rezeption in der europäischen Literatur und allgemeinen Kultur von nicht zu überschätzender Bedeutung und üben bis heute ihre Wirkung aus.

 

Die Vorlesungen finden jeweils montags, 18 bis 20 Uhr in Hörsaal 10 (E-Gebäude) statt. Gäste sind herzlich willkommen!