Konferenz der Beauftragten für Gleichstellung beleuchtet Arbeitsplatz Hochschule

175 Teilnehmerinnen

Ist Wissenschaftlerin noch ein Traumjob für Frauen? 175 Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte an Hochschulen beleuchten im Rahmen der 22. Jahrestagung die Arbeitsbedingungen an Hochschulen. Am Montagabend eröffneten Präsident Prof. Dr. Peter Schwenkmezger und die Frauenbeauftragte der Uni, Dorothee Adam-Jager, im Audimax der Universität Trier die Bundeskonferenz. Die rheinland-pfälzische Sozial- und Arbeitsministerin Malu Dreyer bilanzierte in ihrer Ansprache, dass die Gleichberechtigung in der wissenschaftlichen Arbeitswelt trotz einiger Fortschritte noch weit von tatsächlicher Gleichberechtigung entfernt sei.

Nach 20 Jahren ist die Universität Trier zum zweiten Mal Gastgeber der Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen. In diesem Zeitraum habe sich die Gleichstellung an der Universität Trier positiv entwickelt, sagte Präsident Schwenkmezger bei der Eröffnung. Lag der Anteil der Studentinnen in Trier 1990 bei 40 Prozent, sind heute rund 60 Prozent der Studierenden weiblich. Die Quote der Professorinnen ist von vier auf 20 Prozent gestiegen. Schwenkmezger verwies auf das mit einer Auszeichnung gewürdigte Gleichstellungskonzept der Universität Trier und den projektierten Studiengang Gender-Studies. Schattenseiten des Arbeitsplatzes Hochschule klammerte er nicht aus und reklamierte die hohe Quote von befristeten Stellen und Teilzeitbeschäftigungen in der Wissenschaft sowie die oft unzureichende Bezahlung von Sekretärinnen.

Dorothee Adam-Jager setzte den Fokus auf die Beschäftigungsverhältnisse in der Wissenschaft, die gravierenden Veränderungsprozessen unterworfen seien. „Wir sind an einem Punkt, an dem wir der Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse entgegentreten müssen“, erhielt sie Unterstützung von Bundeskonferenz-Vorstandsmitglied Dr. Sybille Jung, die unsichere Beschäftigungsverhältnisse anprangerte.

Ministerin Malu Dreyer mahnte an, dass Hochschulen unterschiedliche Lebensentwürfe unterstützen sollten. „Begabte junge Frauen geben wissenschaftliche Karrieren auf, viele Professorinnen sind kinderlos“, nannte sie zwei Folgen der schwierigen Vereinbarkeit von wissenschaftlichem Beruf und Familie. Je höher die Jobs in der Hierarchie angesiedelt sind, desto weniger seien von Frauen besetzt, so Dreyer. Christina Hadulla-Kuhlmann vom Bundesbildungsministerium lieferte Zahlen: Bei den Studienabschlüssen liegen Frauen bundesweit mit 60 Prozent vorne, bei den Promotionen (40 Prozent) werden sie bereits überholt. Lediglich 23 Prozent der Habilitierten sind weiblich und in der Gruppe der W-3-Professuren (10 Prozent) sind Frauen eine Randgruppe.

Den Ursachen für dieses Phänomen ging die frühere Trierer Wissenschaftlerin Prof. Dr. Melanie Steffens, die nun an der Universität Jena lehrt, auf den Grund. Wissenschaftliche Untersuchungen von Geschlechterstereotypen haben ergeben, dass Frauen inzwischen zwar nicht mehr generell als weniger kompetent wahrgenommen werden als Männer. Allerdings werden Frauen durch ihre Sozialkompetenzen und implizite Geschlechter-Stereotype in beruflichen Entscheidungen beeinflusst und in der Karriere behindert.

„Nie waren Frauen in der Bundesrepublik so gut ausgebildet und qualifiziert wie heute“, stellte Malu Dreyer in ihrem Grußwort fest und formulierte die Frage, mit der sich die Delegierten der Bundeskonferenz noch bis Mittwoch beschäftigen werden: „Wie gewinnt man Frauen für die Wissenschaft und hält sie in diesem Arbeitsfeld?“

<link file:93058>Die rheinland-pfälzische Arbeitsministerin Malu Dreyer mahnte bei der Bundeskonferenz an der Universität Trier weitere Fortschritte in der Gleichstellung von Frau und Mann am Arbeitsplatz Hochschule an. Foto: Uni Trier.