Kunsthistorisches Forschungsprojekt wird mit 1,7 Millionen Euro gefördert

“Artifex” untersucht die Künstlerausbildung im Zentraleuropa der Vormoderne

Das „European Research Council” hat im Rahmen seines europäischen Förderprogramms „ERC Advanced Grant 2010“ das kunsthistorische Forschungsprojekt „Redefining Boundaries:Artistic training by the guilds in Central Europe up to the dissolution of the Holy Roman Empire” von Professor Dr. Dr. Andreas Tacke (FB III) bewilligt. Die Fördersumme des auf fünf Jahre angelegten Projektes beträgt rund 1,7 Millionen Euro.

Unter dem Kurztitel „artifex“ untersucht das Projekt auf breiter Quellenbasis die Künstlerausbildung im Zentraleuropa der Vormoderne und stellt der ideengeschichtlichen Vorstellung vom Künstler erstmals ein sozialhistorisches Modell gegenüber. Bis um 1800 war der Künstler Teil der europäischen Ständegesellschaft, er war – mit Ausnahme des Hofkünstlers – zunftgebundener Handwerker. In Anlehnung an die in den letzten Jahren von den Nachbardisziplinen erarbeitete Historische Netzwerkforschung und die Komponente der Dynamik von Netzwerken und Personenverbänden soll das einseitig negative Bild des Gildewesens darüber hinaus für die Kunstwissenschaft überprüft und fallweise revidiert werden. Ziel ist die Analyse der sozialhistorischen Kontexte, zu denen die Synergieeffekte von >Kunstwissen< und Ausbildungspraktik ebenso zählen wie die soziale und räumliche Mobilität der Künstler oder die genderspezifischen Inklusionen und Exklusionen im vormodernen Werkstattbetrieb. Im Sinne eines concept of globalization kann das Projekt topographisch, methodisch und inhaltlich in jede Richtung Grenzen überwinden und das Fundament für eine flächendeckende Analyse der gesamteuropäischen Künstlerausbildung legen.

In enger inhaltlicher Korrespondenz zu dem Projekt stehen zwei weitere und ebenfalls in diesem Jahr bewilligte Drittmittelprojekte von Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke: Ein auf sechs Jahre angelegtes kunsthistorisches Editionsprojekt sowie ein auf fünf Jahre konzipiertes Hofkünstlerprojekt; beide Projekt werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert, die Fördersumme ist auf ca. 1,5 Millionen Euro projektiert.