Erklärt Pereira

Trierer Erstaufführung im AStA-Kino der Universität Trier

Im Rahmen des 4. Portugiesisch Ferienintensivkurses, veranstaltet vom Portugalzentrum der Universität Trier, zeigt das AStA-Kino der Uni (A/B-Gebäude, HS 3) am 23. August um 18.00 Uhr in einer Sondervorstellung als Trierer Erstaufführung den Film Erklärt Pereira (Sostiene Pereira) von Roberto Faenza mit Marcello Mastroianni, Nicoletta Braschi, Daniel Auteuil, Joaquim de Almeida, entstanden nach dem gleichnamigen Roman von Antonio Tabucchi.

Der große, 1996 verstorbene Marcello Mastroianni spielt in seiner vorletzten Rolle, für die er mit dem Darstellerpreis ausgezeichnet wurde, den alternden Kulturredakteur Pereira. Pereira ist Witwer, dickleibig, kurzatmig und immer schwitzend, mit einer Vorliebe für Kräuteromeletts und Zitronenlimonade mit viel Zucker. Er kann sich für französische Autoren des 19. Jahrhunderts begeistern, doch die aktuellen politischen Verhältnisse im eigenen Land interessieren ihn wenig. Wie schon Tabucchis Roman lenkt auch der Film Pereira – und mit ihm die Aufmerksamkeit des Zuschauers – mit äußerster Behutsamkeit auf die politische und soziale Realität Portugals im Jahre 1938. Es ist die Zeit der Diktatur unter Salazar. Spanien befindet sich im Bürgerkrieg, in Deutschland und Italien regiert der Faschismus. Die strenge staatliche Zensur betreibt eine Politik der Desinformation und nur über ausländische Zeitschriften und Mundpropaganda ist etwas über die tatsächlichen Ereignisse in Portugal und der Welt zu erfahren. Durch seine Bekanntschaft mit einem jungen Philosophen und dessen im politischen Widerstand aktiven Freundin beginnt Pereira allmählich ein politisches Bewusstsein zu entwickeln. Als er sich bewusst macht, dass der Kellner seines Stammlokals bei weitem besser über das politische Geschehen informiert ist, als er, entdeckt er schließlich auch sein Berufsethos als Journalist: er, der betagte und bequeme Kulturredakteur Pereira hat nicht nur die Möglichkeit, sondern auch die moralische Verpflichtung etwas zu verändern – zunächst an der eigenen Einstellung und dann im öffentlichen Bewusstsein...

Der Film entwickelt seine Geschichte vor der wundervollen Kulisse des historischen Lissabons (dem Tabucchi seinen Roman widmete), lässt aber dem Zuschauer die im Hintergrund schwelenden politischen Konflikte deutlich spürbar werden – selten jedoch über eine drastische Darstellungsweise, als vielmehr durch das das Geschehen zunehmend klarer reflektierende Bewusstsein Pereiras. Sowohl das Buch als auch der Film sind in ihrem Erzählstil ein Loblied auf die Langsamkeit und skizzieren somit einen wesentlichen Aspekt portugiesischer Lebensart. Erklärt Pereira ist ein Muss für alle Portugal-Interessierten, denn der Film bietet dem Zuschauer Einblicke in ein Land, das im europäischen Kontext eine immer größere Bedeutung einnimmt und über dessen Geschichte hierzulande viel zu wenig bekannt ist.