Student für einen Tag: Mamas und Papas an der Uni Trier

Nach Vorlesung und Campusführung ging es in der Mensa zu Tisch

Als Präsident der Universität ließ es sich Prof. Dr. Peter Schwenkmezger nicht nehmen, seine Uni den Eltern selbst vorzustellen. Foto: Maike Petersen

Bloß nicht mit den Eltern zusammen gesichtet zu werden, ist ein durch alle Klassenstufen geltendes Grundprinzip von pubertierenden Schülern. Mit Beginn des Studiums und dem Einzug in die eigene Studibude wird dieses Elternverbot aufgehoben. Durch Erzählungen der Studenten wird die Neugierde der Eltern auf dieses spannende akademische Leben ihrer Kinder an der Uni geweckt. Diese Neugierde wurde jetzt befriedigt. Unter dem Motto „Achtung Eltern!“ initiierte die Tourist-Information Trier am Samstag erstmalig einen umfangreichen Schnuppertag für Eltern von Studierenden.

Interessierte Mütter und Väter durften für einen Tag einen speziellen Unialltag erleben, an die Belange der Eltern angepasst: Die etwa 50 Eltern und Kinder wurden im größten Hörsaal, dem Audimax, vom Universitätspräsidenten Prof. Dr. Peter Schwenkmezger und dem Trierer Oberbürgermeister Klaus Jensen begrüßt und mit Informationen rund um Hochschule und Stadt gefüttert: Aufbau, Finanzierung und Organisation waren nicht nur für die Eltern interessant. Die begleitenden Studenten erfuhren ebenfalls neue Einblicke in die Welt ihrer Universität.

Auch die vielen Aspekte, die die Stadt Trier zu bieten hat, waren für viele aufschlussreich: Trier gilt international als Stadt des Rechts, der Gesundheit und des Sports. Der Vorschlag von OB Jensen, innerhalb eines Tages eine Radtour durch vier Länder zu machen (nämlich von Trier durch Frankreich, Luxemburg und Belgien), dürfte einigen Familien als Idee für den nächsten Sommerausflug im Gedächtnis bleiben.

In einer (Kurz-)Vorlesung von Prof. Dr. Wolfgang Klooß über England im Zeitalter der Industrialisierung schnupperten die Eltern noch weiter in den Uniablauf. Dr. Lutz Schowalter erklärte den Eltern die beiden Vorlesungsvarianten: zum einen unterhaltend in einem freien Vortrag präsentiert oder als wahre Vorlesung vom Skript abgelesen. Schowalter entschuldigte sich, die Vorlesung tatsächlich ablesen zu müssen, da er für seinen Chef kurzfristig eingesprungen war. Trotz abgelesenem Skript war die Vorlesung ein großer Erfolg. Teils aufgrund des vermittelten Inhaltes, teils aufgrund der gemeinsamen Erfahrung für Eltern und Kind.
Höhepunkt des Schnuppertages war für viele der Rundgang über das Unigelände mit anschließender Besichtigung der Bibliothek. Familie Veut, deren Sohn im ersten Semester in Trier studiert, war hauptsächlich für die Bibliotheksführung aus dem Taunus angereist: „Ich wollte unbedingt mal eine Universitätsbibliothek von innen sehen“, sagte Mama Veut nach dem Rundgang zufrieden.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen in der Uni-Cafeteria  wurde der Schnuppertag mit einer geführten Stadtbesichtigung in der Innenstadt beendet. Die Eltern, die zum Schnuppertag angereist waren, zeigten sich überaus begeistert von dem Aktionstag. Viele Erstsemester, aber auch Studenten höherer Semester präsentierten ihren Eltern erstmals ihre Universität. Kerstin Eisel, Studentin der Geografie im 9. Semester, wurde für diesen Tag neben den Eltern auch von Tante und Onkel besucht. Aus der Pfalz, dem Saarland, dem Sauerland und Hannover hatten sich viele Eltern eine lange Anreise zugemutet, um den Studienort ihres Kindes hautnah zu erleben und ein schönes Wochenende in Trier zu verbringen.
Der „Elternpass“, der im Vorfeld für 7 Euro pro Person zu erwerben war, bot den Familien freies Geleit durch das Programm: Univorlesung, Rundgang, Essen und Stadtbesichtigung waren ebenso inbegriffen wie die Nutzung aller öffentlichen Verkehrsmittel im gesamten VRT-Gebiet an diesem Samstag. Die Tourist-Information Trier hatte zusätzlich ein spezielles „Achtung Eltern!“-Arrangement mit Hotels ermöglicht, um den Familien ausreichend Übernachtungsmöglichkeiten zu bieten, falls die Studibude des Sprösslings zu klein sei.

Bei der Premiere des Schnuppertages wurden die Bemühungen der Organisatoren mit 50 Besuchern belohnt. „An vereinzelten deutschen Unis wird dieser Schnuppertag für Eltern schon seit Jahren durchgeführt. Dort kommen inzwischen 600 bis 700 Eltern an einem Tag zusammen“, erklärt Hans-Albert Becker von der Tourist-Information das Ziel der Aktion. Die 50 Teilnehmer in Trier wirken bei dieser hohen Messlatte erst mal ernüchternd, aber für Becker nicht abschreckend: „Wir werden Organisation und Ablauf der Aktion durch die gesammelte Erfahrung etwas optimieren, aber im kommenden Jahr gibt es auf jeden Fall wieder einen Schnuppertag.“ Um schönes Wetter zu garantieren, erwägt Becker, die Aktion in den Frühling zu verlegen.
Die Begeisterung der teilnehmenden Familien in diesem Jahr lässt darauf schließen, dass der Erfolg der Aktion in den nächsten Jahren stetig steigen wird und sich der Elterntag in der Studentenstadt Trier etabliert. Trier reiht sich auf diese Weise ein mit beispielsweise den Unis in Harvard und Yale, Freiburg und Münster, wo der jährliche Elterntag eine nicht wegzudenkende bunte Veranstaltung ist.