Verführung im IAAEG

Ausstellung druckgraphischer Bilder mit einer Vernissage feierlich eröffnet

Verführungen in druckgraphischer Ausführung bereichern seit Donnerstag, dem 26. Mai 2011, das Institut für Arbeitsrecht und Arbeitsbeziehungen in der EG (IAAEG). Mit einer Vernissage eröffneten Prof. Dr. Michael Jäckel und Stephan Brakensiek zusammen mit dem Hausherren Prof. Dr. Dieter Sadowski die Galerie.
Der Direktor des IAAEG Dieter Sadowski freute sich in seiner Eröffnungsrede, gleich zwei Präsidenten begrüßen zu dürfen. Denn während der noch aktuelle Universitätspräsident Peter Schwenkmezger unter den Gästen weilte, hielt sein designierter Nachfolger Michael Jäckel eine soziologische Rede zum Thema. „Verführung ist gegenwärtig in den Medien sehr präsent, ich nenne nur kurz Dominique Strauss-Kahn. Aber auch Werbung arbeitet sehr viel mit diesem Thema. Das Kaufhaus wird zu einem verführerischen und käuflichen Ort.  Jeder von uns wird eine Situation kennen, in der er enttäuscht, weil getäuscht wurde. Kaum, dass eine solche Situation eingetreten ist, wehren wir uns mit allen verfügbaren inneren Kräften gegen das Unheil, das unserer Seele zugefügt wurde“, zeigte Jäckel die Verführung aus soziologischer Perspektive auf, „Wir neigen dazu, den Fehler in der Situation oder den Umständen zu suchen, aber nicht bei uns selbst. Auf Verführungen reagiert man nicht mit langfristigen Planungen.“
Nach Jäckels soziologischer Einführung übernahm der Kustos der Graphischen Sammlung des Faches Kunstgeschichte Stephan Brakensiek eine kunsthistorische Einordnung der Ausstellungsstücke. Das Fach Kunstgeschichte der Universität Trier hatte die ausgewählten Exponate aus dem eigenen Bestand der Graphischen Sammlung zur Verfügung gestellt. Beginnend mit Venus, der Göttin der Liebe, und ihrem geflügelten Sohn Amor auf einem Kupferstich stellte Brakensiek die Frage in den Raum, ob es wirklich nur um die sinnliche Verführung durch die in manieristischer Pose erstarrte Schöne geht, oder ob sich die Kunst nicht vielleicht selbst thematisiert - in vielen der auf den ersten Blick nur erotisch wirkenden Bildern? „Man kann die Lust auch manchmal durch die Augen sättigen“, zitiert er ein Gedicht des niederländischen Dichters Jan Vos, „Nicht nur durch das individuelle, am Besten im Stillen zu vollziehende Betrachten eines Kunstwerkes findet eine erotische Verführung mittels des Motives statt. Diese Verführung kann bereits im Akt des Malens und Komponierens absichtsvoll angelegt sein“, führt Brakensiek weiter aus. „Häufig wurde die Verführung nicht offensichtlich dargestellt, sondern versteckt: In den Niederlanden entstanden Ende des 16. und im 17. Jahrhundert vielfach Gemälde, die erotische Gedanken und Anspielungen entweder allegorisch gelehrt verschlüsselten und ihren sexuellen Gehalt nur durch Attribute, Gesten oder Körperhaltungen andeuteten – oder die Anspielungen wurden in eine genrehafte Umgebung gesetzt, in der nur eine gewisse Kenntnis der gewählten Motivik den eigentlichen Sinn zu entschlüsseln half.“ Die erotische Konnotation des kleinen Hundes oder des Vogelkäfigs sind demnach wissenswert, um einige Exponate im IAAEG auf jeder Ebene verstehen zu können.
32 druckgraphische Bildnisse sind in den Räumlichkeiten des IAAEG am Campus 2 bis 30. September kostenlos zu besichtigen. Die Ausstellung ist montags bis donnerstags von 10- 15 Uhr und freitags von 10- 13 Uhr geöffnet.