Abschiedsvorlesung: Sozialnormen, Betriebswirtschaft und Frauenquoten

Prof. Dr. Dieter Sadowski verabschiedete sich feierlich

Am 1. Juli fanden sich in der Kapelle des Campus II alle ein, die an der Universität Rang und Namen haben: Prof. Dr. Dr. h. c. Dieter Sadowski hielt seine Abschiedsvorlesung. Nach einer 35-jährigen Karriere war für Sadowski die Zeit gekommen, sich in den Ruhestand zu begeben. Er verlässt damit nicht nur seinen Lehrstuhl für Services Administration and Management im Fach Betriebswirtschaftslehre, sondern zieht sich auch von seinem Amt als wirtschaftswissenschaftlicher Direktor des Instituts für Arbeitsrecht und Arbeitsbeziehungen in der Europäischen Gemeinschaft (IAAEG) zurück, das er seit 1988 innehat.

In den vergangenen 30 Jahren war Sadowski an der Trierer Universität beschäftigt. Den Rufen an das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit, an die Universität Wien und an die Universität Frankfurt/Main hatte er stets widerstanden. Diese Treue wurde belohnt: Seine gute Reputation bescherte ihm bei seiner Abschiedsvorlesung eine voll besetzte Kapelle. „Codes of Conduct: Eine Quelle transnationalen Arbeitsrechts?“ war das Thema, das er für seine letzte Vorlesung gewählt hatte. Unter anderem der Präsident der Universität, die Vertreter der Fachschaft und Sadowskis Studenten, Schüler und Zöglinge, aber auch sein Mentor aus Bonn, bei dem er 1976 promoviert hatte, lauschten gespannt seinen Abhandlungen über die Wirksamkeit und legale Qualität von Selbstverpflichtungen multinationaler Unternehmen. Deren Beitrag zur Implementierung grenzüberschreitender Sozial- und Rechtsnormen sieht Sadowski durchaus kritisch: „Die untersuchten Initiativen der Unternehmen schaffen nach unseren Maßstäben keine private Rechtsordnung“.

Prof. Dr. Ralf Münnich, Dekan des Fachbereichs IV, würdigte anschließend Sadowskis Engagement in Hochschulgremien und seinen Beitrag zur Nachwuchsausbildung: „Er verstand es stets, die jungen Wilden zu motivieren, nicht nur die Promovierenden des IAAEG. Und auch während er Dekan war, setzte er deutliche Meilensteine, denn zu dieser Zeit wurde in unserem Fachbereich der Bachelor- und Master-Studiengang eingeführt, wohl gemerkt als einer der ersten Fachbereiche an der Uni.“

Präsident Prof. Dr. Peter Schwenkmezger ehrte Sadowski als herausragenden Hochschullehrer der Universität, bevor er die Entlassungsurkunde des Ministerpräsidenten verlas und sie dem ausscheidenden Professor überreichte. Es folgten Würdigungen von Sadowskis Kollegin Prof. Dr. Monika Schlachter, die als rechtswissenschaftliche Direktorin des IAAEG an seiner Seite arbeitete, und von Prof. Dr. Axel Haunschild, der stellvertretend für die Trierer Betriebswirte sprach. Auch Sadowskis ehemalige Schülerinnen Prof. Dr. Uschi-Backes Gellner, die heute in Zürich lehrt und forscht, und Prof. Dr. Kerstin Pull aus Tübingen bedankten sich bei ihm mit einer Festschrift, die als  Themenheft der Zeitschrift „Die Betriebswirtschaft“ veröffentlicht wird. Die beiden Forscherinnen belegten Sadowskis Wirken statistisch: „Es sind insgesamt um die 40 Doktoranden, die bei ihm erfolgreich abgeschlossen haben, und einige sind noch nicht fertig. Von diesen 40 sind mehr als ein Drittel Frauen und das in einem Fachgebiet, das vor ein paar Jahren noch als reine Männerdomaine galt. Dieter Sadowski hat sich immer sehr um die Frauenquote gekümmert."

Nach den zahlreichen Grußworten bedankte sich Sadowski als nun offiziell entlassener Ruheständler und sprach über seine Zukunftspläne: „Ich möchte meinen Balkon streichen und werde dann vielleicht Hausmeister an der Schule, an der meine Frau Direktorin ist. Das wollte ich schon immer mal machen.“ Zusätzlich wolle er sich in Zukunft ein neues Forschungsgebiet suchen. Wenn er nun im Wissenschaftszweig der Betriebswirtschaftslehre emeritiert ist, möchte er sich der Theaterwissenschaft, Geschichte und vor allem dem afrikanischen Kontinent zuwenden.

Offiziell wird Dieter Sadowski am 30. September seine Ämter niederlegen. Ein Büro im IAAEG möchte er dennoch behalten.