„Wir müssen mit dem arbeiten, was wir haben“

Diskussion zur Zukunft der Hochschulen verbreitet Ernüchterung

Vielleicht lag es ja daran, dass der neue Koalitionspartner nicht anwesend war, weil er wegen Bahn-Verspätung den Anschluss in Koblenz verpasst hatte. Oder daran, dass „wir uns erst einmal einarbeiten müssen und noch etwas Zeit brauchen“, wie sich das die hochschulpolitische Sprecherin der SPD im Landtag, Barbara Schleicher-Rothmund von den Gästen erbat. Die vom AStA veranstaltete Diskussion über die Zukunft der Universitäten am 5. Juli auf dem Trierer Campus zeichnete jedenfalls ein eher ernüchterndes Bild von der künftigen Hochschulpolitik im Lande. Dazu kam mangelndes Interesse seitens der Studierenden und Beschäftigten: Nur etwa 20 Gäste hatten sich zu der Veranstaltung um die Mittagszeit im C-Gebäude eingefunden.

Auf die eingangs von Moderator Moritz Riesinger vom Referat für Hochschulpolitik des AStA erhobene Bitte, eine Vision von einer Universität zu entwerfen, reagierte keiner der drei Podiumsgäste mit einer prägnanten Botschaft. Vielmehr listeten sowohl Schleicher-Rothmund als auch Uni-Präsident Prof. Peter Schwenkmezger einzelne Aspekte auf, die man in den nächsten Jahren im Auge behalten müsse, wie etwa die Begleitung des Bologna-Prozesses oder die Gebührenfreiheit des Studiums. Die SPD-Politikerin verwies ansonsten auf die Hochschulpolitik der vergangenen Jahre und stellte fest, dass sich bereits viel verbessert habe. Uni-Präsident Prof. Peter-Schwenkmezger stimmte weitgehend zu, forderte aber eine bessere Grundfinanzierung: „Die haben wir noch nicht in dem Maße, wie wir uns das wünschen würden.“

„Wenn ich die Augen schließen würden, hätte ich schon eine Vision“, meinte Vincenzo Sarnelli, studentisches Mitglied im Senat. Aber mit Blick auf die Realität zählte auch er dann nur einzelne Punkte auf, die aus Sicht der Studierenden wichtig seien. „Wir müssen mit dem arbeiten, was wir haben. Die Studierenden können nur das begleiten, was anderswo entschieden wird. Das ist eine sehr traurige Vision.“

Als es um konkrete Fragen ging, fokussierte sich die Debatte vor allem auf zwei Themen: die personelle Ausstattung der Hochschulen, auch in Hinblick auf den demographischen Wandel und den damit verbundenen langfristigen Rückgang der Studierendenzahlen sowie die Zugangsbedingungen zu den Masterstudiengängen. Auf Kritik seitens der anwesenden Studierenden räumte Peter Schwenkmezger ein, dass es in einzelnen Fächern wie in den Erziehungswissenschaften Engpässe gebe. Zugleich verwies er darauf, dass das vom Land aufgelegte „Programm Sondervermögen“ im Rahmen der Koalitionsvereinbarungen bis 2016 verlängert wurde und somit zusätzlich geschaffene Stellen länger erhalten blieben.

Wie sich darüber hinaus, insbesondere auch in Hinblick auf den prognostizierten Rückgang der Studierendenzahlen um 2020, die Personalausstattung der Hochschulen entwickeln werde, dazu konnte auch Schleicher-Rothmund keine Aussagen machen. Ein Studierender zog Parallelen zur Streichung von Lehrerstellen angesichts des Rückgangs der Schülerzahlen. Dass an den Hochschulen ähnliche Maßnahmen ergriffen werden könnten, schloss die Landtagsabgeordnete zumindest nicht aus. Stattdessen verwies sie darauf, dass die Personalausgaben den größten Anteil am Landeshaushalt ausmachten und alle Ressorts aufgrund der Schuldenbremse zum Sparen angehalten seien. „Wir können dauerhaft nur im Personalbereich sparen“, so Schleicher-Rothmund.

Auch was das zweite Schwerpunktthema der Diskussion betraf, die Zugangsbedingungen zu den Masterstudiengängen, gab es keine konkreten Antworten auf die Fragen der Studierenden. Schwenkmezger verwies darauf, dass es noch keine empirischen Erfahrungen gebe, da die Studiengänge jetzt erst anlaufen. Schleicher-Rothmund lieferte lediglich einige Vergleichszahlen zwischen dem Bund und Rheinland-Pfalz und hörte sich ansonsten die Einwände der Studierenden an: Die Zugangsbedingungen seien nicht einheitlich geregelt, Bachelor-Abschlüsse und damit die Zugangsvoraussetzungen für einen Masterstudiengang innerhalb Deutschlands nicht vergleichbar. Durch Zugangsbeschränkungen wie etwa durch Mindestnoten sei die Bewerbung um einen Masterstudienplatz eine zusätzliche Bildungshürde, insbesondere für Studierende aus sozial schwachen Haushalten: Wenn man für den Master an eine andere Uni wechseln müsse, fielen unter anderem Fahrtkosten für Bewerbungsgespräche und Umzugskosten an, merkte Sarnelli an. „Einen Masterstudienplatz muss man sich leisten können.“

Schleicher-Rothmund versprach, die Anmerkungen der Studierenden mit nach Mainz zu nehmen, ebenso wie eine Anregung zur Erhöhung des Frauenanteils in der Wissenschaft und die Forderung eines Doktoranden, das Lehrdeputat für wissenschaftliche Assistenten zu senken, um ihnen mehr Raum für ihre Forschung einzuräumen und einen erfolgreichen Abschluss der Promotion zu ermöglichen. Die Landtagsabgeordnete forderte die Studierenden auf, sich ihrerseits weiterhin in die Politik einzubringen und lud alle Interessierten ein, die Diskussion fortzusetzen.