Stellungnahme zum TruNews-Artikel "Links-AStA mit linksradikalen Tendenzen"

Am 2. Juli 2011 erschien auf TrUNews ein <link http: www.trunews.de links-asta-mit-linksradikalen-tendenzen external-link-new-window>Interview, in dem Bastian Lindenbauer, ehemaliger Co-Referent im Referat für Mobilität und Kommunales (MobiKom), den AStA kritisiert.

Leider beschränkt sich auch diesmal die Kritik am AStA nurmehr auf die Aneinanderreihung von Schlagworten. Was dabei der konkrete Inhalt von „Links-AStA“, „Ideologie“, „linksradikal“, „Pragmatiker“, „Indoktrinierung“ ist, was also zum Beispiel an den Veranstaltungen des Referats für Politische Bildung linksradikal und was daran so verwerflich sei, bleibt unklar. Da ähnlich lautende Kritik immer wieder geäußert wird, möchten wir ausgehend vom konkreten Artikel exemplarisch einige Richtigstellungen vornehmen.

Stichwort „Links-AStA“ / Homogenität des AStA

Der AStA ist ein politisches Gremium. Gewählt vom StuPa, in dem politische Hochschulgruppen sitzen, die mit bestimmten Programmen und Positionen angetreten sind und bestimmte studentische Interessen vertreten, wäre es absurd, anzunehmen, der AStA hätte nicht die inhaltliche Ausrichtung der ihn tragenden StuPa-Koalition und unterließe jedwede inhaltlich-politische Positionierung bzw. Arbeit zu Gunsten eines unpolitischen „anything goes“. Sollte dies nämlich der Fall sein, könnte man sich die Sache mit der Wahl sparen.

Trotzdem kann nicht von einer homogenen personellen Besetzung und inhaltlichen Ausrichtung des AStA gesprochen werden. Es finden sich neben Vertreter_innen aus den drei Hochschulgruppen, die die Koalition bilden – CampusGrün/Die Orangenen, Jusos und Linker Liste – zahlreiche Personen im AStA, die keiner oder einer anderen Hochschulgruppe (Piraten) angehören und unterschiedlichsten politischen Spektren zugeordnet werden können.

Statt einer stringenten, dogmatischen „ideologischen“ Linie existiert vielmehr ein gemeinsamer Grundkonsens, der von den AStA-Angehörigen geteilt und vom AStA in seiner Arbeit umgesetzt wird. Dieser Konsens schließt unter anderem die Verwendung geschlechtergerechter Sprache oder die Maßgabe, möglichst alle Reisen im Rahmen der AStA-Tätigkeit mit dem ÖPNV zu unternehmen, ein.

Stichwort "Indoktrinierung"

Der AStA indoktriniert keine Student_innen. Wir informieren über hochschulpolitische und gesamtgesellschaftlich relevante Themen, die auch Studierende angehen. Dabei wird möglichst auf eine „Wissenschaftlichkeit“ der Informationsangebote geachtet. Wer hier eine Indoktrinierung der Studierenden herbei halluziniert, hat offenbar ein denkbar schlechtes Bild von seinen Kommiliton_innen. Traut er oder sie ihnen ja offenkundig nicht zu, des eigenen Denkens fähig zu sein und Inhalte kritisch hinterfragen zu können, sondern hält sie für passive, ferngesteuerte Subjekte ohne eigenen Willen.

Stichwort Zwang

In der Kritik heißt es: „nicht jeder Studi möchte vegan leben, nur Ökopapier benutzen, konsequent gendern und fair-trade Produkte kaufen“. Damit wird suggeriert, wir würden die Studierenden zwingen, Ökopapier zu benutzen oder vegan zu leben. Dies entbehrt jeglicher Grundlage. Der AStA zwingt niemanden zu etwas, sondern bietet die genannten Dinge lediglich als Alternativen an (bswp. veganes Essen) oder sie sind – interne – Arbeitsrichtlinie (bspw. die Verwendung von recyceltem, umweltfreundlichem Papier).

Darüber hinaus wird aus der Kritik nicht deutlich, was etwa gegen die Verwendung geschlechtergerechter Sprache oder von Ökopapier einzuwenden ist – außer, dass man „nicht will“, was allerdings eher an die trotzige Reaktion eines Kleinkindes erinnert.

Gendern ist keine Meinung!

Neutrale und geschlechtergerechte Sprache ist kein Hirngespinst irgendwelcher Minderheiten. Unzählige Studien der Psychologie und Germanistik haben gezeigt: Wird der Generische Maskulin verwendet, dann werden Frauen schlicht und einfach vergessen, vor allem bei männlich konnotierten Berufen und Themen (z.B. Fußballer, Wissenschaftler, Chef…).

Sprache ist nicht neutral. Sie definiert und bestimmt unser Leben wesentlich mit, ist sie doch ein wichtiger Teil des Symbolsystems unserer Gesellschaft. In der Sprache und den damit verbundenen Kategorien spiegeln sich Werte und Normen wieder und somit (leider) auch die Hierarchie zwischen Männern und Frauen, die Jahrhunderte lang in unserer Gesellschaft bestand und auch heute noch, z.B. durch ungleiche Bezahlung für gleiche Arbeit, zum Ausdruck kommt.1 Indem Frauen nur mitgedacht oder addiert werden, zeigt sich, dass Männlichkeit noch immer die Norm ist. Dies gilt es zu ändern!

Diese Realität und die Notwendigkeit zu Handeln haben auch Deutschland und die Europäische Union erkannt. Das zeigt sich deutlich im Antidiskriminierungsgesetz der Bundesrepublik Deutschland,2 das vorsieht, dass niemand „aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität“ diskriminiert und benachteiligt werden darf. Weiterhin gibt es eine EU-Richtlinie,3 die diese Inhalte ebenfalls aufgreift und genauso wie das dt. Antidiskriminierungsgesetz verlangt, dass z.B. Stellenausschreibungen gegendert werden MÜSSEN, ansonsten kann der/die Arbeitgeber_in verklagt werden.

Gendern ist also keine Frage des Wollens, sondern eine Frage der politischen und juristischen Konsequenz.

Zur Person

Zum Schluss sei uns noch eine Bemerkung zur Kritik Lindenbauers direkt gestattet. Wir bedauern, dass er sich nicht aktiv in die inhaltlichen Diskussionen, etwa auf AStA-Sitzungen, mit seiner Meinung eingebracht hat. Von zehn Sitzungen war er bei dreien anwesend, zu Veranstaltungen des kritisierten Referats für Politische Bildung erschien er einmal, an Veranstaltungen des Referats für Ökologie und des Referats für Antirassismus und Antifaschismus hat er nie teilgenommen. Dies lässt die Grundlage der Kritik, nämlich die Kenntnis des kritisierten Gegenstandes, also des AStA und dessen Arbeit, fraglich erscheinen.

1 <link http: www.equalpayday.de external-link-new-window>www.equalpayday.de [Letzter Besuch: 05.07.2011]

2 <link http: bundesrecht.juris.de agg index.html external-link-new-window>bundesrecht.juris.de/agg/index.html [Letzter Besuch: 05.07.2011]

3 <link http: ec.europa.eu justice gender-equality rights european-law index_en.htm external-link-new-window>ec.europa.eu/justice/gender-equality/rights/european-law/index_en.htm [Letzter Besuch: 05.07.2011]