Generalstaatsanwalt verurteilt

Studierende rollen Raubüberfall neu auf

Vier Jahre und drei Monate Haft für Diebstahl mit Waffe und versuchte räuberische Erpressung. Dieses Urteil fällten Jura-Studierende der Universität Trier am Freitag bei einem Show-Prozess am Amtsgericht Trier. In die Rolle des Angeklagten war ein ehemaliger Generalstaatsanwalt geschlüpft. In dem vom Trierer Jura-Professor Mark Zöller organisierten Rollenspiel, auch Moot Court genannt, zeichneten die Studierenden einen echten Fall nach, nur der Ort des Verbrechens war aus gegebenem Anlass nach Trier verlagert worden.

Im Rahmen eines Seminars hatten die angehenden Juristinnen und Juristen den Prozess ein Semester lang vorbereitet: Ein Trierer Student war in einer Tiefgarage von einem Mann mit einer Waffe gezwungen worden, ihm sein Radio und andere wertvolle Gegenstände aus seinem Auto zu übergeben. Die Polizei hatte den mutmaßlichen Täter festgenommen. Bei einer Gegenüberstellung hatte das Opfer den Mann wiedererkannt.

Vor Gericht schilderte das Opfer, gespielt von einem Mitarbeiter Zöllers, hoch emotional und psychisch angeschlagen, was ihm widerfahren war. Staatsanwaltschaft, Verteidigung und Richter - allesamt Studentinnen und Studenten der Rechtswissenschaften - sichteten Beweismaterial, vernahmen zahlreiche Zeugen, fragten detailliert nach und konnten so erstmals in der Praxis ihre im Studium erworbenen Kenntnisse anwenden und für ihren späteren Job "üben".

Die Verhandlung wurde mehrmals unterbrochen, weil sich die Richtergruppe zur Beratung zurückziehen musste. Dabei konnte sie erfahrene Juristen zu Rate ziehen. Auch die Staatsanwältinnen - tatsächlich ausschließlich Studentinnen - und die Verteidiger konnten sich mit Praktikerinnen und Praktikern beraten.

Obwohl sich die Verhandlung über fünf Stunden hinzog und die Luft aufgrund des heißen Sommernachmittags im Saal immer stickiger wurde, blieb die Atmosphäre durchgehend heiter. Wären die regelmäßigen Lacher - ausgelöst durch sprachliche Tapser und Flapsigkeiten der Studierenden - nicht gewesen, hätte der unbeteiligte Beobachter aber kaum bemerkt, dass an diesem Nachmittag im Amtsgericht Trier "nur" geübt wurde.

Das SWR-Fernsehen hat am Freitag in "Landesschau aktuell" über den "Moot Court" berichtet:
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