Ein neues Gesicht für die Lesesäle der Universitätsbibliothek

Auf mehrere Jahre angelegtes Sanierungsprogramm tritt in eine entscheidende Phase

Wer in diesen Monaten durch gewisse Bereiche der Universitätsbibliothek Trier wandert, findet sich in einem ungewohnten Umfeld wieder: Gänge aus Sperrholz und Kunststoffplanen statt eines geräumigen Lesesaals, labyrinthische Tunnelwege, die einzelne Sektoren des Bücherhorts miteinander verbinden. Die Erklärung ist einfach: Verborgen hinter den temporären Sichtschirmen sind Sanierungsarbeiten von beachtlichem Ausmaß im Gange. Doch was wir hier sehen, ist nur eine der spektakuläreren Episoden in einem Renovierungsprogramm von epischen Dimensionen, angelegt auf rund vier Jahre - und durchgeführt bei kontinuierlich laufendem Betrieb.

 

Bereits seit Februar 2000 finden in der Bibliothek umfangreiche Sanierungsarbeiten statt: Mehrere Lesesaalbereiche (Unter- und Obergeschoss) erhalten eine neue Decke sowie - damit verbunden - eine neue Beleuchtung und Belüftung. Dazu kommt die dringend notwendige Erneuerung des Bodenbelags. Das Ergebnis lässt sich in den bereits fertiggestellten Räumen begutachten: ein Teppichboden in gedecktem Blau, rundum neue Deckenausstattung, elegante metallgraue Leuchtkörper und eine Belüftungsanlage auf dem neuesten Stand der Technik - kurz, eine entschiedene Optimierung und Modernisierung des Studienumfelds.

Wie aber werden riesige Bibliothekssäle saniert, gleichzeitig aber - dies war oberstes Gebot - die Zugänglichkeit der Bücher und alle Benutzungsfunktionen durchgehend erhalten? Eindeutig eine logistische Aufgabe von kapitalen Ausmaßen: Erhebliche Büchermengen müssen aus den betroffenen Sektoren teils in die Bibliothekszentrale verschoben, teils ins Magazin verbracht werden; wieder andere Bereiche fungieren als "Rangierbahnhof" für die temporäre Aufnahme von Buchbeständen, ehe sie selbst von der Sanierung betroffen sind. Potentielle Verwirrung bei der Suche nach wandernden Fachbeständen versucht die Bibliothek durch entsprechende Beschilderung und ausführliche Information auf ihren Internetseiten soweit wie möglich auszuschalten; die bisherige schnelle Ausleihe "per Selbstbedienung" konnte bei fast allen Bestandgruppen erhalten bleiben, nur die Dissertationen müssen vorübergehend eigens bestellt werden.

 

So weit, so kompliziert. Richtiggehend haarig wurde die Angelegenheit allerdings im Falle des aktuell betroffenen Sanierungsabschnitts. Das Ensemble der rings um die Bibliothekszentrale gruppierten Lesesäle ist ein durchgängig begehbares Raumkontinuum mit einer prekären Gelenkstelle: dem unteren Teil des "Lesesaals B", der das Verbindungsglied zwischen der Zentrale und den Lesesälen A und C darstellt. Ihn für die Dauer der Sanierung zu schließen, hieße, gleich zwei Sektoren von der übrigen Bibliothek abzusprengen - also aus einer Bibliothek drei zu machen. Die Lösung des Dilemmas lässt sich seit November 2001 in Gestalt der labyrinthischen Gänge besichtigen, die dem Benutzer den staubfreien Weg durch das Sanierungsgebiet hin zu den peripheren Lesesälen gewährleisten. Wichtige Funktionen, die gerade in diesem Teil angesiedelt sind - eine der Ausleihtheken, ein Kopierraum, der Rara-Leseraum - wurden in den benachbarten Lesesaal verlagert.

 

Während die genannten Arbeiten insgesamt noch rund ein halbes Jahr in Anspruch nehmen werden, laufen jedoch bereits fieberhaft die Planungen für noch weit umfangreichere Baumaßnahmen in der Bibliothek. Im Laufe des vergangenen Jahres wurde nämlich deutlich, dass auch eine Generalsanierung der Bibliothekszentrale unumgänglich ist. Vor allem - das wird gerade jetzt an kalten Wintertagen deutlich - entspricht die Wärmedämmung nicht mehr den heutigen technischen Anforderungen: die künstlichen Mineralfasern, die beim Bau verwendet wurden, stellen zwar dem Stand der Dinge nach keine Gesundheitsgefährdung dar, erfüllen ihren Zweck aber nur noch unvollkommen.

 

Aus diesem Grund wird auch die Außenfassade samt Verglasung erneuert - alles Maßnahmen, die - ebenso wie die Erneuerung der Deckenbeleuchtung - zudem auch der Energieeinsparung dienen. Saniert wird abschnittsweise: zunächst ab Mai 2002 das Erdgeschoss mit Zentralschalter, angrenzendem Mitarbeiterbereich und weiteren Raumflächen, dann ab Januar 2003 der prekärste Abschnitt: das 1.Obergeschoss der Bibliothekszentrale mit seiner komplizierten Deckenkonstruktion und der Verwaltungstrakt im 2. Obergeschoss. Im Jahre 2004 schließt sich dann in vier Arbeitsschritten die Sanierung der Mitarbeiterbüros an. Und bei all dem soll die Erreichbarkeit aller Teilbibliotheken sowie des CIP-Pools vom Haupteingang der Bibliothekszentrale aus bestehen bleiben; andernfalls wären die Samstags- und Sonntagsöffnung, ein so wichtiger Punkt im Serviceprofil der Bibliothek, ernstlich in Gefahr. Die derzeitige Tunnellösung mag also auch als Einstimmung auf die künftige Wegführung dienen. K. G.