Heute in Trier

Studierende der Universität simulieren eine Nachrichtensendung „wie live“

„Schade, dass wir das nicht wirklich senden können“, bedauerten die Teilnehmer eines Praxisseminars am Lehrstuhl Medienwissenschaft der Universität Trier, als sie das Ergebnis dreitägiger Arbeit auf dem internen Bildschirm sahen. Auch wenn es nur eine Hand voll Zuschauer bei der Premiere gab, schmälerte das nicht die Freude darüber, dass sie fast wie „Profis“ gearbeitet hatten, wie Seminarleiter Horst Keller, ehemaliger ZDF-Redakteur, betonte und sich sehr zufrieden mit dem Resultat zeigte. „Es war ein Experiment, das gelungen ist“, sagte er.

Das „Experiment“ - es fand im großen Studio der Universitäts-Videoanlage unter der technischen Leitung von Paul Berghäuser statt, war die Simulation einer Nachrichtensendung, die „Heute in Trier“ hieß und unter annähernd professionellen Gesichtspunkten produziert und „live“ gesendet werden sollte - in Wirklichkeit natürlich nur aufgezeichnet wurde. Als Modell hatten sich die Studierenden die Sendungen „Heute-Journal“ und „Tagesthemen“ ausgewählt.

Da gab es zunächst eine Einführung in die Arbeit einer Nachrichtenredaktion; dann wurden Rollen, Funktionen und Aufgaben verteilt: Planer, Rechercheure, Wort- und Bildtexter, Kameramänner und -frauen, Filmbearbeiter, Regisseure, Ablauf- und Schlussredakteure, Nachrichtensprecherin, Kommentator - wie im richtigen Fernsehen.

Eine Planungskonferenz legte die Themen fest, die Bestandteil der Sendung sein sollten. Zunächst die Filmthemen, die am aufwendigsten zu produzieren waren: Reportagen über die „Trierer Tafel“, die Umtauschaktion des Studentenausweises „Tunika“, eine Pressekonferenz im Rathaus, die Unterschriftenaktion gegen den geplanten Pädophilen Verein „Krumme 13“, und natürlich der Trierer Weihnachtsmarkt als Schlussstück.

Für die Textblöcke gab es verschiedene Themen aus Trier und Umgebung: Modellregion Trier, Weihnachtsgeschäft, Ausbau der Flughäfen Spangdahlem und Bitburg, die Sicherungsarbeiten an der Ürziger Sonnenuhr, die Stahlfusion in Luxemburg usw.

Alle machten sich an die Arbeit - die Texter, die beiden Filmteams - ,und dann stellte sich heraus, dass einige Themen nicht zu realisieren waren. So fiel beispielsweise die Pressekonferenz im Rathaus aus, und die Unterschriftenaktion gab auch keinen Filmbericht her. „Wir machen stattdessen ein Studio-Interview“, entschied eine weitere Planungskonferenz. Bis in den Abend hinein wurden die Filme geschnitten und getextet. Für eine Sprachaufnahme blieb keine Zeit mehr. „Also werden Sie den Text während der Sendung live sprechen“, entschied der Seminarleiter.

Eine besondere Herausforderung.

Dann war es soweit: Der dramaturgische Ablauf der Sendung lag fest. Mit Stellwänden war ein kleines Studio aufgebaut worden, die drei großen Studio-Kameras waren justiert. Seminarleiter Keller hatte die Akteure noch einmal ermahnt: „Also wie live, es gibt keine Wiederholung, bei Versprechern einfach lächeln und weiterreden“. Und dann: „Jetzt Ruhe im Studio“. Der Countdown läuft, der Vorspann - eine Montage mit Trierer Motiven - ,die rote Lampe an Kamera eins zeigt, dass „die Medienwissenschaft“ auf Sendung ist, der Kommentator beginnt: „Guten Abend, meine Damen und Herren“.

Nach 17 Minuten konnten alle aufatmen. Es hat geklappt - wie live - und es hat keine Versprecher gegeben. Zweimal waren Studierende im Eifer des Gefechts vor der Kamera durch das Bild gelaufen. Aber auch die Profis in der Regie hatten zweimal auf die falschen Knöpfe gedrückt. „Wirklich wie eine richtige live-Sendung, kleine Pannen eingeschlossen“, kommentierte Seminarleiter Keller bei der anschließenden Manöverkritik.