Neue Ansätze in der Therapie von ADHS

Verhaltensgenetiker der Universität Trier an bedeutender internationaler Studie beteiligt

Prof. Dr. Jobst Meyer

Obwohl die Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) familiär gehäuft auftritt und Genetiker die Erblichkeit auf bis zu 90 Prozent schätzen, blieb die Suche nach den „ADHS-Genen“ lange erfolglos. Nun hat ein internationales Forscherteam in einer breit angelegten Studie bei jedem zehnten ADHS-Patienten genetische Veränderungen festgestellt, welche die Aktivität des Neurotransmitters Glutamat beeinflussen.

An der Studie waren mit Professor Jobst Meyer und Mitarbeitern aus der Abteilung für Verhaltensgenetik auch Wissenschaftler der Universität Trier beteiligt.

Die Forscher verglichen die Gene von 1.013 Kindern mit ADHS und 4.105 gesunden Kindern. Alle Kinder waren europäischer Herkunft. Die gefundenen Genvarianten beeinflussen den Glutamat-Stoffwechsel im Gehirn. Glutamat gehört zu den exzitatorischen Neurotransmittern, und eine Änderung seiner Aktivität könnte die Symptome des ADHS durchaus plausibel erklären.

Die Studie öffnet nicht nur die Möglichkeit auf einen Gentest, der allerdings bei einer Zahl von mehr als 200 Genvarianten nicht praktikabel sein dürfte. Wichtiger erscheint, dass die Beteiligung des Glutamat-Stoffwechsels neue Ansätze in der Therapie der Erkrankung eröffnet.

In Deutschland leiden nach Zahlen des Robert-Koch-Instituts aus dem Jahr 2006 etwa 4,8 Prozent der Kinder zwischen 3 und 17 Jahren an ADHS, umgangssprachlich auch Zappelphilipp-Syndrom genannt. Jungen sind deutlich häufiger betroffen als Mädchen. Die Verhaltensstörung äußert sich unter anderem durch Hyperaktivität, Konzentrationsprobleme und Unaufmerksamkeit.

Quellen:
<link http: www.aerzteblatt.de nachrichten adhs_genetischer_defekt_in_glutamat-signalweg.htm _blank external-link-new-window>Deutsches Ärzteblatt
<link http: www.eurekalert.org pub_releases chop-ngs120111.php _blank external-link-new-window>Pressemitteilung des Forschungsteams
<link http: www.nature.com ng journal vaop ncurrent abs ng.1013.html _blank external-link-new-window>Abstract der Studie im Fachblatt Nature Genetics

Kontakt:
Professor Dr. rer. nat. Jobst Meyer
Diplom-Biologe
Universität Trier
Forschungsinstitut für Psychobiologie
Abteilung Verhaltensgenetik

Tel.: 0651 201 3713
<link>meyerjo@uni-trier.de