Platzverweis könnte 1. FC Köln vor dem Abstieg retten

Wissenschaftler der Uni Trier hat verblüffende Erkenntnisse aus der Fußball-Bundesliga ermittelt

Foto: Torsten_Bogdenand_www.pixelio.de

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Wenn der Kölner Trainer Frank Schaefer wissenschaftlichen Rat ernst nimmt, lässt er seine Spieler vor dem Abstiegsduell der Fußball-Bundesliga beim SC Freiburg „Rote Karten trainieren“. Ein Platzverweis für einen eigenen Spieler könnte dem FC zum Sieg verhelfen und damit dem Klassenerhalt näher bringen. Aber Vorsicht: Die Kölner sollten sich nicht vor der 70. Minute selbst in Unterzahl bringen. Und noch einen Erfolgstipp könnte man Schaefer mit auf den Weg geben: Möglichst eigene Eckbälle vermeiden. Diese verblüffenden Erkenntnisse hat die Studie eines Wissenschaftlers der Universität Trier in Kooperation mit Forschern der Universität Tübingen erbracht.
Fliegt ein Spieler der Gastmannschaft in den letzten 20 Minuten vom Platz, schneidet das Team besser ab, als dies mit elf Kickern der Fall gewesen wäre. Der Heimmannschaft schadet ein Platzverweis hingegen: Sie erreicht in Unterzahl ein schlechteres Ergebnis als in voller Besetzung. „Gastmannschaften sind in der Regel defensiver eingestellt und können sich in der Abwehr mit zehn Spielern besser organisieren. Von der Heimmannschaft wird dagegen eine offensivere Spielweise erwartet, die mit neun Feldspielern schwerer umzusetzen ist“, vermutet Mario Mechtel von der Universität Trier, der nicht nur wissenschaftlichen, sondern als engagierter Fußballfan auch sportlichen Sachverstand ins Spiel bringt.
Der Wirtschaftswissenschaftler hat gemeinsam mit Kollegen von der Universität Tübingen Daten aller Bundesliga-Spiele zwischen 1999 und 2009 ausgewertet: außer den Resultaten auch die Zeitpunkte der Tore, gelbe und rote Karten, Torchancen, Eckbälle oder Schiedsrichter-Bewertungen. Als weiteres Ergebnis der Datenanalyse fanden die Fußball-Forscher heraus, dass sich die Anzahl der Eckbälle im Resultat niederschlägt. Allerdings anders als vermutet: Je mehr Ecken eine Mannschaft tritt, desto schlechter schneidet sie ab.
Mechtel und seine Kollegen sind auch der Frage nachgegangen, ob gewisse Mannschaften bei der Häufigkeit von Platzverweisen benachteiligt oder geschont werden. „Die Tabellenplätze haben keine signifikanten Einflüsse auf die Zahl roter Karten. Spitzenmannschaften werden also von den Schiedsrichtern nicht anders behandelt als Abstiegskandidaten“, erläutert Mechtel.
Das Ergebnis einer zweiten Studie auf der Basis des gleichen Datensatzes lässt Mechtels Fußballerherz ein wenig bluten. So sehr Derbys die Fans elektrisieren: Wissenschaftlich betrachtet sind es ganz gewöhnliche Spiele, die sich in den Ergebnissen nicht von anderen unterscheiden. „Es hat mir wehgetan zu sehen, dass in Derbys nichts Markantes passiert. Da finden diese Begegnungen eine solche öffentliche Aufmerksamkeit und am Ende ist es doch ein ganz normales Fußballspiel.“  Übrigens auch für die Schiedsrichter, deren Bewertungen die Wissenschaftler ebenfalls unter die Lupe nahmen - ohne Unterschiede festzustellen. Dieser wissenschaftlich fundierte Beleg hält den bekennenden Eintracht Frankfurt-Fan Mario Mechtel allerdings nicht davon ab, dem Derby gegen Mainz in der kommenden Saison jetzt schon entgegen zu fiebern.   
Die erste Studie ist im Journal of Sports Economics erschienen, die zweite erscheint in den nächsten Tagen im Journal of Economics and Statistics. Beide Artikel stehen kostenfrei zum Download bereit unter<link http: ssrn.com abstract="1571867" _blank external-link-new-window> ssrn.com/abstract=1571867 sowie <link http: ssrn.com abstract="1718355" _blank external-link-new-window>ssrn.com/abstract=1718355.
Beteiligte Wissenschaftler: Dr. Agnes Bäker (Eberhard Karls Universität Tübingen), Tobias Brändle (IAW Tübingen), Dr. Karin Vetter (Eberhard Karls Universität Tübingen).

Kontakt:
Dr. Mario Mechtel
Institut für Arbeitsrecht und Arbeitsbeziehungen in der Europäischen Gemeinschaft
Universität Trier
mechtel@uni-trier.de
0651-2014757