Vierte Fachtagung für Psychologiedidaktik und Evaluation der Sektion Aus-, Fort- und Weiterbildung des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen an der Universität Trier

An der Universität Trier fand die vierte Fachtagung für Psychologiedidaktik und Evaluation der Sektion Aus-, Fort- und Weiterbildung des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) unter der Leitung von Prof. Dr. Günter Krampen (Universität Trier) und Dr. Hermann Zayer (Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung, Frankfurt/Main) im Mai statt. In seiner Begrüßung wies der Präsident der Universität Trier , Prof. Dr. Peter Schwenkmezger, auf die hochschulpolitische Bedeutung der Tagung hin. Gerade in der heutigen Zeit, in der Hochschulrankings Furore machen, deren Ergebnisse oftmals auf eine methodisch äußerst fragwürdige Art und Weise zustande kommen, sei es besonders wichtig, sich dieser Thematik nach wissenschaftlichen Standards anzunehmen.

 

Die Themen der vorgestellten Referate und Präsentationen erstreckten sich von Lehrveranstaltungen im grundständigen Studium für Hauptfachstudierende der Psychologie über den "Export" psychologischer Lehrveranstaltungen für Studierende der Psychologie im Nebenfach und in Lehramtstudiengängen bis hin zu Angeboten in der Fort- und Weiterbildung. Gemeinsamer Nenner der Veranstaltungsinhalte waren Fragen nach angemessenen didaktischen und qualitätssichernden Maßnahmen.

 

Einen Themenschwerpunkt machte der Einsatz neuer Medien in der psychologischen Aus-, Fort- und Weiterbildung aus, gezeigt an Beispielen für virtuelle Lern- und Arbeitsbedingungen aus grundlagen- und anwendungsbezogenen Themenfeldern. Im webbasierten Labor, entwickelt an der Universität Duisburg, durchlaufen die Studierenden realiter alle Schritte des Forschungsprozesses beginnend mit der Formulierung von Hypothesen, über die Auswahl und I

mplementierung der experimentellen Treatments, die Erhebung, Auswertung und Interpretation der Daten bis hin zur Präsentation der wissenschaftlichen Beiträge. Die Vorteile des computerisierten Experimentalpraktikums im Vergleich zur traditionellen Vorgehensweise liegen auf der Hand: Das Zustandekommen eines experimentalpsychologischen Praktikums ist nicht mehr an das Vorhandensein einer (begrenzten) Raumkapazität gebunden, das Praktikum kann zeitlich flexibler durchgeführt werden und spart obendrein Kosten für die Bewirtschaftung von Räumen. Dass der oftmals gegen das computerunterstützte Arbeiten erhobene Vorwurf, das soziale Miteinander zu vernachlässigen, so generell nicht haltbar ist, konnte die Arbeitsgruppe um Laus (Universität Münster) mit einer Anwend ung zur Förderung virtueller Lern- und Arbeitsgruppen in der Sozialpsychologie überzeugend demonstrieren.

 

Auch im Hinblick auf die psychologische Ausbildung im Nebenfach sowie die Fort- und Weiterbildung anderer Berufsgruppen wurden innovative Lehrangebote präsentiert. Das Spektrum reichte vom Online-Wissenschaftsmagazin von Lehramtsstudierenden für Schüler (Universität Duisburg), über Kurse zur patientenzentrierten Gesprächsführung in der Medizinischen Psychologie (Universitätsklinikum Aachen), Lehrangeboten zu Methoden der Erwachsenenbildung und dem Training kommunikativer Kompetenzen, das Studierende der Pädagogik zu sozialen Kompetenztrainern befähigt (Universität Frankfurt am Main), bis hin zum webbasierten Training in kommunikativer Kompetenz für Führungskräfte (Universität Duisburg).

 

Akzeptieren und nutzen die Studierenden diese Angebote? Und wenn ja, welche Auswirkungen haben die internetbasierten Lernmaterialien auf das Lernverhalten und den Prüfungserfolg ihrer Nutzer? Gelingt es mit dem Planspiel am PC die Komplexität menschlichen Erlebens und Verhaltens hinreichend abzubilden? Lässt das via Computersimulation geübte Verhalten Rückschlüsse auf reales Verhalten unter natürlichen Bedingungen zu? Diese Fragen wurden

unter anderem von einem Forschungsteam der Universität Trier aufgegriffen mit dem Ergebnis, dass nicht von einer generellen Präferenz webbasierter Lernmaterialien durch die Studierenden ausgegangen werden kann. Erfolgreiche Studierende zeichnen sich vielmehr dadurch aus, dass sie beide Methoden - konventionelles Lehrbuch und computerbasiertes Studienmaterial - kombiniert zur Prüfungsvorbereitung einsetzen. Während sie mit dem gedruckten Text vorzugsweise zur Einarbeitung in eine Thematik arbeiten, nutzen sie den netzbasierten Tutor zur Lernkontrolle.

 

Unter didaktischen und evaluativen Aspekten standen Fragen, was eine gute psychologische Lehrveranstaltung nach Einschätzung der Studierenden und aus Sicht der Lehrenden ausmacht, und wie die zum Teil unterschiedlichen Erwartungen an die Qualität einer Lehrveranstaltung quantifiziert werden können im Vordergrund. Eine Reihe von Arbeiten lotete die Grenzen der Evaluation universitärer Lehrveranstaltungen durch Studierende mittels standardisiertem Fragebogen aus. Die Kunst in der Konstruktion dieser Erhebungsinstrumente besteht darin, die Instrumente so spezifisch wie nötig und so allgemein wie möglich zu gestalten, so dass sie eine konstruktvalide Erfassung der allgemeinen unspezifischen Qualitätsmerkmale einer Lehrveranstaltung wie Struktur und Didaktik, Anregung und Motivation, Interaktion und Kommunikation, Persönlicher Gewinn und Anwendungsbezug gewährleisten. Beispiele und Ergebnisse hierzu wurden von Arbeitsgruppen aus Frankfurt am Main, Hamburg, Kaiserslautern und Trier vorgestellt. Dabei konnte gezeigt werden, dass Urteile über die generelle Zufriedenheit mit einer Lehrveranstaltung unabhängig von der wahrgenommenen Persönlichkeit des Lehrenden zustande kommen, ein Ergebnis, das für eine reliable studentische Urteilsbildung spricht.

Im Hinblick auf die Lehrinhalte zeigen sich zum Teil erhebliche Unterschiede zwischen dem, was angehende Psychologen und Psychologinnen lernen wollen und dem, was sie aus Sicht der Lehrenden lernen sollen. So werden - zumindest von den Studierenden der Psychologie an der Freien Universität Berlin - vor allem Schlüsselqualifikationen mit funktionalem Wert wie Präsentationsfertigkeiten, soziale Kompetenz, Fremdsprachenkompetenz etc. und weniger genuin psychologische Kompetenzen gewünscht. Interessante Unterschiede zeigen sich auch in der Bewertung von forschungs- gegenüber praxisbezogenen Qualifikationen - Ergebnisse, die keineswegs nur "Berliner Verhältnisse" widerspiegeln.

 

Über die Evaluation grundständiger Studienangebote hinaus, wurden unter anderem evaluative Befunde zum staatlich anerkannten Weiterbildungsstudiengang Psychologische Psychotherapie an der Universität Trier vorgestellt. Berichtet wurde über Konzeption, Instrumente und Ergebnisse der Evaluation, in der differenziert nach sechs Evaluationsfeldern und acht Evaluationssubjekten Informationen bezüglich (1) dem Wissens- und Kenntniserwerb, (2) dem Erwerb spezifischer Fertigkeiten, (3) der persönlichen Entwicklung sowie (4) verschiedener Aspekte der Beziehungsebene bei der Wissensvermittlung mittels (in-)formellen und teilstrukturierten Fragebogen erhoben wurden, ergänzt um ein modifiziertes Goal Attainment Scaling. Über die schwierige Situation von den sich in Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten/innen befindenden Diplompsychologen/innen berichteten darüber hinaus zwei betroffene Kolleginnen.

 

Zum Abschluss der Tagung setzten sich die Teilnehmendenden über den Tellerrand der Psychologie hinaus blickend mit aktuellen Trends der Hochschulevaluation auseinander und diskutierten die Angemessenheit von Lehr- und Evaluationsberichten als Instrumente zur Qualitätsförderung und hinterfragten die Nützlichkeit von Zielvereinbarungen als Steuerungsinstrumente von Hochschulen.

von Dr. Petra Hank (Universität Trier)