„Großartige Ausstellung“ zeigt die Faszination des Papyrus

Sammlung an der Universität Trier hat in 30 Jahren große Bedeutung erreicht

Präsident Prof. Dr. Michael Jäckel während der Eröffnung der Ausstellung.

Präsident Prof. Dr. Michael Jäckel während der Eröffnung der Ausstellung.

Verglichen mit dem Alter der ausgestellten Papyri ist das 30-jährige Bestehen der Papyrus-Sammlung an der Universität Trier ein Wimpernschlag in der Geschichte. Ein Anlass zum Feiern und zum Sich-Präsentieren ist das Jubiläum aber allemal. Das tun die Papyrologen um Prof. Dr. Bärbel Kramer mit einer Ausstellung in der Universitätsbibliothek, die am Montagabend eröffnet wurde. Zu sehen sind nicht nur Exponate der bedeutenden Trierer Papyrus-Sammlung; der Besucher erfährt darüber hinaus Wissenswertes über die Wissenschaftsdisziplin Papyrologie sowie über Geschichte, Bedeutung und Faszination des Papyrus.
Noch heute hält der Wüstensand bedeutende Erkenntnisse über vergangene Jahrtausende auf Papyrus verborgen. Der antike Schreibstoff ist für die Wissenschaftler insbesondere deshalb von großem Interesse, weil die darauf festgehaltenen Texte Einblicke in viele Bereiche der antiken Gesellschaft erlauben. Sie öffnen ein „Fenster zur antiken Welt“, wie die Ausstellung in der Universitätsbibliothek betitelt wurde.
Die Übersetzung und Auswertung von Papyrustexten ist für viele althistorische Disziplinen grundlegend, seien es die Geschichts-, Gesellschafts-, Kultur-, Literatur- oder Religionswissenschaften. „Papyrologie ist ein Brückenfach, das viele Fächer miteinander verbindet“, betonte Prof. Dr. Torsten Mattern, Archäologe und Geschäftsführer des Zentrums für Altertumswissenschaften (ZAT), in seiner Rede. Mit der Bündelung althistorischer Fächer wie Papyrologie, Archäologie, Ägyptologie, Alte Geschichte und anderen habe sich die Universität Trier einen Schatz aufgebaut. Die Altertumswissenschaften seien keineswegs in sich gekehrt. „Sie sind offen für Veränderungen und stellen sich der Zukunft“, betonte Mattern.
Universitätspräsident Prof. Dr. Michael Jäckel stellte in seiner Begrüßungsansprache die Frage, wie in Zeiten digitaler Kommunikation mit der Vergangenheit umgegangen wird. Der Schnelllebigkeit der modernen Zeit stellte er die Langsamkeit, die Geduld und die Akribie sowohl der antiken Papyrusschreiber als auch der heutigen Forscher gegenüber.   
Prof. Dr. Bärbel Kramer, seit 1993 Professorin für Papyrologie an der Universität Trier, rollte die Entstehungsgeschichte des Fachs und der Sammlung auf. Papyrologie wird in Deutschland nur an der Universität Trier als selbstständiges Studienfach angeboten und ist dort im Zentrum für Altertumswissenschaften (ZAT) mit anderen altertumskundlichen Disziplinen vernetzt. Die für Forschung und Lehre unerlässliche Arbeit an Originalen war der Anstoß zum Aufbau einer Papyrussammlung an der Universität. Auf deren Entwicklungsgeschichte blickte auch der stellvertretende Leiter der Universitätsbibliothek, Carlheinz Straub, zurück. Den Grundstock bildete der Ankauf frühchristlicher Papyri 1982 gemeinsam mit der Universität Heidelberg. In den folgenden Jahren wurde die Sammlung durch weitere Erwerbungen – die jüngste erfolgte 2003 – zu ihrer heutigen Bedeutung erweitert. Sie umfasst nunmehr 803 Inventarnummern mit Papyri und Pergamentfragmenten  aus neun Jahrhunderten. Die „großartige Ausstellung“, so Straub, vermittelt einen beeindruckenden Einblick.

Hintergrund:
Die Ausstellung kann man während der Öffnungszeiten der Bibliothek im Foyer noch bis zum 31. Juli besuchen: Mo. - Fr. 8 - 24 Uhr; Sa. 8 - 19 Uhr; So. 11 - 15 Uhr.
Zur Ausstellung ist ein von Bärbel Kramer zusammengestelltes, umfangreiches Begleitheft mit Erläuterungen zur Ausstellung sowie mit Informationen zum Fach Papyrologie, zum Forschungszentrum Griechisch-Römisches Ägypten und zur Papyrussammlung erschienen.

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