Trierer Biogeographen: Der Klimawandel bedroht alle Tierarten

„Umweltbuch des Monats“: Auch bisher gesicherte Arten sind gefährdet

Wie verändert der Klimawandel die biologische Vielfalt, sind ganze Arten vom Aussterben bedroht? Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen erforschen seit Jahren die Folgen klimatischer Veränderungen. Das Buch „Klimawandel und Biodiversität: Folgen für Deutschland“ fasst den aktuellen Wissens- und Forschungsstand erstmals kompakt und allgemeinverständlich zusammen. An dem Band, den die Deutsche Umweltstiftung zum „Umweltbuch des Monats“ Januar 2013 gekürt hat, haben Biogeographen der Universität Trier federführend bei der Bewertung der Amphibien und Reptilien mitgewirkt. Sie haben den gegenwärtigen Stand der Forschung zu potentiellen Auswirkungen des Klimawandels auf alle einheimischen Arten zusammengefasst und unterscheiden dabei zwischen den ohnehin geschützten Arten und – so die Autoren – schutzwürdigen Arten. Diese sind durch den Klimawandel gefährdet und in Deutschland weit verbreitet.

Die Wissenschaftler des Instituts für Biogeographie der Universität Trier haben bei beiden Wirbeltiergruppen Anzeichen von Auswirkungen des Klimawandels festgestellt. Gerade bei weniger mobilen Artengruppen, wie den Amphibien und Reptilien, hängt das Risiko des Aussterbens besonders von der Fähigkeit und Flexibilität ab, sich an veränderte klimatische Bedingungen anzupassen.

Die Trierer Forscher unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Veith und PD Dr. Stefan Lötters befassen sich über einen Statusbericht hinaus mit Zukunftsszenarien für die behandelten Gruppen. Sie kommen zu dem Schluss, dass „nicht nur geschützte oder aktuell gefährdete Arten bedroht sind, sondern auch solche, denen heute noch kein besonderes Augenmerk gilt“. Auf der anderen Seite könne es auch „Gewinner“ des Klimawandels geben. Hier offenbart sich ein großer Forschungs- und Handlungsbedarf.

Die Biogeographen stellen fest, dass insbesondere „viele Wirkmechanismen und Interaktionen des Klimawandels noch nicht bekannt sind“. Daher müssten Veränderungen besser untersucht und verstanden werden, um die tatsächliche Gefährdung durch den Klimawandel zu erfassen. Detailliert liefern sie Ideen und Anregungen zur künftigen Forschungsstruktur und zur Verbesserung der Datenbasis. Sie stellen heraus, dass vor allem Langzeitstudien sehr bedeutend sind.  

Damit folgen sie der Linie der Herausgeber des Bandes, die den politisch Verantwortlichen Handlungsempfehlungen an die Hand geben, wie der Klimawandel und ein weiterer Verlust biologischer Vielfalt eingedämmt werden können.

Hintergrund:

In dem 432 Seiten starken Buch befassen sich 119 Autoren aus unterschiedlichen Fachrichtungen in 14 Kapiteln mit den Auswirkungen des Klimawandels auf biologische Vielfalt. Der Bericht wurde vom Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F) und dem Climate Service Center (CSC) herausgegeben. Die Auszeichnung „Umweltbuch des Monats“ vergibt die Redaktion des Jahrbuchs Ökologie gemeinsam mit der Deutschen Umweltstiftung. Aus den monatlichen Preisträgern wird jeweils im September das „wichtigste Umweltbuch des Jahres“ gewählt.

Volker Mosbrugger, Guy Brasseur, Michaela Schaller und Bernhard Stribrny (Hg.): Klimawandel und Biodiversität. Folgen für Deutschland. Darmstadt 2012, 432 Seiten.