In diesem Jahr konnte die Universität Trier den bekannten Historiker
und Autor des Buches "Die Revolution entlässt ihre Kinder" aus dem
Jahre 1955 als Festtagsredner für den Dies academicus 2002 und die
damit verbundene feierliche Eröffnung des Wintermesters 2002/2003
gewinnen. Um 15.30 Uhr spricht er zum Thema "Die gegenwärtigen
deutsch-russischen Beziehungen von 1990 bis heute". Im Anschluss
an den Vortrag steht Prof. Leonhard zur Signierung seiner Bücher zur
Verfügung.
Der bekannte Historiker lebt seit 36 Jahren - seit 1964 - in seiner
Wahlheimat Manderscheid in der Eifel, die er damals mit der Großstadt
Köln tauschte. Mehr als die Hälfte seiner 15 Bücher entstanden in der
Eifel. Aus diesem nahen Domizil konnte er die Gründung der
Universität Trier im Jahre 1970 sehr gut mitverfolgen und war bei der
Eröffnung mit dem damaligen Kultusminister Dr. Bernhard Vogel dabei.
Er erinnert sich heute gut an diese frühen Jahren, als der Standort der
Universität Trier noch auf Schneidershof war. Damals hatte Prof.
Wolfgang Leonhard zwei Mal eine Gastprofessur an der jungen
Universität wahrgenommen.
Kurzfassung der Vita des Festtagsredners
Leonhard wurde 1921 in Wien geboren und kam 1935 mit seiner Mutter
in die Sowjetunion. Aus Opposition gegen den Stalinismus floh er 1949
aus der Sowjetzone Deutschlands nach Jugoslawien und lebt seit Ende
1950 in der Bundesrepublik Deutschland als Kommentator für Fragen
der Sowjetunion und des internationalen Kommunismus. Nach Studien
und Forschungstätigkeit in Oxford (1956-1958) und an der Columbia-
Universität in New York (1963-1964) war Wolfgang Leonhard 21 Jahre
lang (1966-1987) jeweils im Frühjahrssemester als Professor an der
Historischen Fakultät der Universität Yale tätig, wo er Vorlesungen und
Seminare über die Geschichte der UDSSR und des internationalen
Kommunismus hielt. Seit 1987 besuchte er regelmäßig die Sowjetunion.
Nach deren Zusammenbruch im Dezember 1991 führten ihn seine
Besuche nach Russland und einige andere GUS-Staaten. Seit 1993 war
er sechs Mal als OSZE-Wahlbeobachter bei den Wahlen in Russland
und Belarus tätig. Er hat einige Orden und Ehrungen erhalten, zuletzt
den österreichischen Wissenschaftsorden 1. Klasse im Februar 2002.
Zur Biographie
Vita des Historikers Prof. Dr. Wolfgang Leonhard
Festtagsvortrag am Dies academicus der Universität Trier
am 13. November 2002, 15.30 Uhr
- KURZBIOGRAPHIE
- AKADEMISCHE LAUFBAHN UND TÄTIGKEIT
- VERÖFFENTLICHUNGEN
- VORTRAGSTÄTIGKEIT
I. KURZBIOGRAPHIE
Wolfgang Leonhard, geboren 1921 in Wien, lebte von 1935 bis 1945 in
der Sowjetunion:
- 1940 - 41 Studium an der Moskauer Pädagogischen Hochschule für
Fremdsprachen;
- Herbst 1941 Zwangsumsiedlung in das Karaganda - Gebiet
(Nordkasachstan);
- 1942 - 43 Ausbildung an der Kominternschule, der wichtigsten
ideologisch - politischen Ausbildungsstätte für ausländische
Kommunisten in der Sowjetunion;
- ab 1943 Mitarbeiter des "Nationalkomitees Freies Deutschland",
Moskau;
- Mai 1944 bis Ende April 1945 Sprecher des Senders "Freies
Deutschland", Moskau;
- Anfang Mai 1945 Rückkehr nach Berlin als Mitglied der "Gruppe
Ulbricht".
- Juli 1945 bis September 1947 Mitarbeiter der Abteilung Agitation und
Propaganda des Zentralkomitees der KPD; ab April 1946 der SED, und
Verfasser der Schulungsmaterialien.
- 1947 bis 1949 Lehrer an der SED - Parteihochschule "Karl Marx",
Fakultät Geschichte.
Aus Opposition gegen den Stalinismus floh Leonhard im März 1949
aus der Sowjetzone Deutschlands nach Jugoslawien; er lebt seit Ende
1950 in der Bundesrepublik Deutschland als Kommentator für Fragen
der Sowjetunion und des internationalen Kommunismus. Seit der Phase
der "Perestroika" Gorbatschows besucht er regelmäßig die
Sowjetunion, nach deren Zusammenbruch im Dezember 1991 Rußland
und andere GUS - Länder. Im Auftrag der OSZE war er mehrfach als
Wahlbeobachter in Nachfolgestaaten der Sowjetunion tätig.
Orden und Ehrungen: Phi Beta Kappa, Yale University (1982),
Bundesverdienstkreuz I. Klasse (1987), Ehrendoktorwürde der
Universität Chemnitz (Dezember 1998) und österreichischer
Wissenschaftsorden I. Klasse (Februar 2002).
II. AKADEMISCHE LAUFBAHN UND TÄTIGKEIT
1956 bis 1958 Post Graduate Studies am St. Antony´s College der
Oxford University. 1963 bis 1964 Forschungstätigkeit als Senior
Research Fellow am Institut für Rußlandforschung der Columbia
University, New York. 21 Jahre, von 1966 bis 1987, Lehrtätigkeit an der
Historischen Fakultät in Yale University; Schwerpunktthemen:
"Geschichte der UdSSR seit 1917" und "Geschichte der
kommunistischen Weltbewegung außerhalb der Sowjetunion".
Graduiertenseminare zu zahlreichen Themen aus den Bereichen
Sowjetunion, sowjetische Außenpolitik und kommunistische
Weltbewegung.
Gastprofessuren
1967 University of Michigan, Ann Arbor, USA
1971 Johannes - Gutenberg - Universität Mainz
1972 Universität Trier
1973 Universität Trier
1990 Christian - Albrechts - Universität Kiel
1997 Universität Chemnitz
1999 Universität Erfurt
BÜCHER
Die Revolution entläßt ihre Kinder, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln
1955. Übersetzungen erschienen in Großbritannien, den USA,
Frankreich, den Niederlanden, Schweden, Finnland, Argentinien, Japan,
dem Libanon und Indien. - Verfilmung: Dreiteilige Fernsehserie des
Ersten Deutschen Fernsehens (Mai 1962; Januar 1964).
Kreml ohne Stalin, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 1959.
Übersetzungen erschienen in Großbritannien, den USA, Dänemark,
Schweden, Finnland, Japan und Brasilien.
Sowjetideologie heute - Politische Lehren, S. Fischer Verlag, Frankfurt
am Main 1962. - Übersetzungen erschienen in Italien und Spanien.
Chruschtschow - Aufstieg und Fall eines Sowjetführers, Verlag C. J.
Bucher, Luzern 1965. - Eine Übersetzung erschien in französischer
Sprache.
Die Dreispaltung des Marxismus, Econ Verlag, Düsseldorf 1970.
Übersetzungen erschienen in Großbritannien und den USA sowie in
spanischer Sprache.
Am Vorabend einer neuen Revolution? Die Zukunft des
Sowjetkommunismus, C. Bertelsmann Verlag, München 1975.
Übersetzungen erschienen in Brasilien und Japan.
Was ist Kommunismus? Wandlung einer Ideologie, C. Bertelsmann
Verlag, München 1976.
Eurokommunismus, C. Bertelsmann Verlag, München 1978. -
Übersetzungen erschienen in den USA und Japan.
Völker hört die Signale - Die Anfänge des Weltkommunismus, C.
Bertelsmann Verlag, München 1981.
Dämmerung im Kreml, Deutsche Verlags - Anstalt, Stuttgart 1984. -
Aktualisierte Taschenbuchausgabe: Ullstein Verlag, Berlin 1987. - Eine
Übersetzung erschien in den USA.
Der Schock des Hitler - Stalin - Paktes, Verlag Knesebeck & Schuler,
München 1989. -Übersetzungen erschienen in den USA und Japan.
Das kurze Leben der DDR - Berichte und Kommentare aus vier
Jahrzehnten, Deutsche Verlags - Anstalt, Stuttgart 1990.
Spurensuche - 40 Jahre nach "Die Revolution entläßt ihre Kinder",
Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 1992.
Die Reform entläßt ihre Väter - Der steinige Weg zum modernen
Rußland, Deutsche Verlags - Anstalt, Stuttgart 1994. - Eine
Übersetzung erschien in Japan.
Spiel mit dem Feuer - Rußlands schmerzhafter Weg zur Demokratie,
Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 1996, aktualisierte Neuauflage
Taschenbuch Bastei Lübbe 1998.
AUFSÄTZE, ANTHOLOGIEBEITRÄGE
"Nationalismus und Internationalismus im Ost - Block - System", in:
Der Zeitgenosse und sein Vaterland, hg. von G. Szecsny, München
1957.
"Das sowjetische Parteiprogramm" (in englischer Sprache), in: The
USSR an the Future, hg. Von L. Schapiro, New York 1962.
"Der Moskau - Peking - Konflikt - Ursachen, Charakter und Folgen", in:
Moskau - Peking, hg. Von H. Reuther, Olten 1965.
Aufsätze "N.S. Chruschtschow" und " Diktatur des Proletariats" in der
Enzyklopädie "Sowjetsystem und demokratische Gesellschaft", Bd. 1,
Freiburg, Basel, Wien 1966.
"Der Weltkommunismus nach der Prager Tragödie", in:
Tschechoslowakei August 1968, hg. Von H.K. Studer, Zürich 1969.
"Die politische - ideologische Entwicklung seit Chruschtschows Sturz"
(in englischer Sprache), in: Soviet Politics since Krushchev, hg. Von A.
Dallin, New Jersey 1969.
"Sowjetische Innenpolitik seit Chruschtschows Sturz", in: Sowjetpolitik
in den 70er Jahren, hg. Von R. Löwenthal, H. Vogel, Stuttgart 1972.
"Demokratische Reformen im Ostblock: Möglichkeiten und Grenzen",
in: Überforderte Demokratie?, hg. von D. Frei (Sozialwissenschaftliche
Studien des Schweizerischen Instituts für Auslandsforschung, Bd. 7),
Zürich 1978.
Beitrag in: Der Weg nach Pankow - Zur Gründungsgeschichte der
DDR, hg. vom Institut für Zeitgeschichte, München 1980.
"Als >Junger Pionier < in der Künstlerkolonie in Berlin", in: Wir
erlebten das Ende der Weimarer Republik - Zeitgenossen berichten, hg.
von R. Italiaander, Düsseldorf 1982.
"Gorbatschows Reformen - Chancen, Gegenkräfte, Perspektiven", in:
Die Zukunft der sozialistischen Staaten, hg. von W. Gumpel
(Veröffentlichungen der Hanns - Martin - Schleyer -Stiftung, Bd. 27),
Köln 1988.
"War Lenin verantwortlich für den Stalinismus?", in: Sozialismus und
Kommunismus im Wandel, hg. von K. Schönhoven, D. Staritz, Köln
1993.
"Das letzte Jahrzehnt der DDR - von außen erlebt und kommentiert", in:
Rückblicke auf die DDR, hg. von G. Hellwig (Edition Deutschland
Archiv), Köln 1995.
"Als Mitglied der Gruppe Ulbricht", in: Besiegt, befreit - Zeitzeugen
erinnern sich an das Kriegsende 1945, hg. von W. Filmer, H. Schwan,
München 1995.
"Gruppe Ulbricht - Erinnerungen an den Mai 1945", in: Als der Krieg zu
Ende war - Erinnerungen an den 8. Mai 1945, hg. von H. Sarkowicz,
Frankfurt am Main, Leipzig 1995.
"Im Dienste Walter Ulbrichts", in: Die Stunde Null - Erinnerungen an
Kriegsende und Neuanfang, hg. von G. Trampe, Stuttgart 1995.
"Mai 1945: Erinnerungen eines Mitglieds der Gruppe Ulbricht", in: Das
Jahr 1945 - Brüche und Kontinuitäten, hg. von C. Krauss, D.
Küchenmeister, Berlin 1995.
"Der unbekannte Marx und Engels in der DDR - Wichtige Äußerungen
von Marx und Engels, die in der DDR verdrängt wurden", in: Jahrbuch
für Historische Kommunismus - Forschung, Berlin 1995.
"Rußland und die GUS - Gegenwartsprobleme und
Zukunftsperspektiven" in Erfurter Universitätsreden hg. Peter Glotz,
Sommer 1998
"Aufarbeitung der Geschichte der DDR - aber wie?" In Trendwende hg.
von Sabine Christiansen, Lübbe Verlag 1999
VORTRÄGE UND EINZELVORLESUNGEN AN
UNIVERSITÄTEN
Universitäten in der Bundesrepublik Deutschland
Bonn; Braunschweig; Chemnitz; Cottbus; Erfurt, Frankfurt am Main;
Freiburg; Göttingen; Greifswald, Hamburg; Heidelberg; Jena; Köln;
Konstanz; Leipzig; Mainz; Mannheim; Rostock, Trier; Tübingen.
Universitäten in anderen europäischen Staaten
Dänemark: Universität Kopenhagen
Großbritannien: Oxford University; London School of Economics;
University of London
Österreich: Universität Wien; Universität Graz
Schweden: Universität Lund
Schweiz: Universität Basel; Hochschule für Wirtschafts- und
Sozialwissenschaften St. Gallen; Schweizerisches Institut für
Auslandsforschung Zürich
Universitäten außerhalb Europas
Äthiopien: Universität Addis Abeda
Ghana: Universität Accra
Indien: Universität Bombay
Japan: Waseda - Universität Tokio; Universität Kyoto
Kanada: Carlton University Ottawa; McGill University Montreal;
Universität Ottawa; Universität Toronto
Sri Lanka: Institute for International Affairs Colombo
USA: University of Berkeley; Columbia University; Dartmouth
University; Georgetown University; Harvard University; Princeton
University, University of Indiana; University of Michigan; Stanford
University; UCLA; University of Virginia; Williams College; Wilson
Center; Council of Foreign Relations New York