Ähnliche Sozialstrukturen halten Europa zusammen

Gastprofessor Stefan Hradil hält erste Vorlesung

Was hält Europa zusammen? Das Christentum, die regionale Nähe, seine Kultur und die gemeinsame Erfahrung vieler leidvoller Jahrhunderte - das sind Antworten, die auf diese Frage mit als erste genannt werden. Antworten, die Stefan Hradil so nicht stehen lassen will. Nach Ansicht des Soziologen hält vielmehr die Tatsache Europa zusammen, dass sich seine Gesellschaften hinsichtlich ihrer sozialen Struktur immer ähnlicher werden. In der Auftaktvorlesung zu seiner Gastprofessur erläuterte Stefan Hradil seine These anhand von vier Aspekten: demographischer Wandel, soziale Ungleichheit, Lebensstandard sowie Haushaltsgröße.

Die Veränderungen in diesen Bereichen vollzögen sich zwar weiterhin in unterschiedlichem Tempo und Ausmaß. Insgesamt näherten sich die Staaten Europas in diesen Punkten aber einander immer mehr an, wobei die vier gewählten Beispiele auch miteinander zusammenhingen und sich gegenseitig beeinflussten und somit als starke Bindeglieder der Europäischen Union wirkten. Zum Zusammenhalt Europas trage darüber hinaus bei, dass die sich aus diesen Veränderungsprozessen ergebenden politischen Herausforderungen nur von den Staaten Europas gemeinsam angepackt und gelöst werden könnten.

In seiner nächsten Vorlesung befasst sich Stefan Hradil mit den entgegengesetzten Kräften, also damit, was Europa aueinandertreibt. Und in der dritten Vorlesung richtet er seinen Blick in die Zukunft: „Wohin führt Europas Weg?“

Hradil ist in der Wissenschaft, der Politik und in „Think Tanks“ ein gefragter Experte. Nach der Wiedervereinigung arbeitete er von 1991 bis 1996 in der Kommission für die Erforschung des wirtschaftlichen und sozialen Wandels in den neuen Bundesländern (KSPW). Er gehört dem wissenschaftlichen Beirat des Roman Herzog Instituts an, das als „Plattform Antworten auf brennende Fragen unserer Zeit" erarbeiten will. Als Wissenschaftler hat sich Hradil nicht auf die Analyse nationaler gesellschaftlicher Strukturen beschränkt. Er erarbeitet darüber hinaus Prognosen für soziale Entwicklungen und analysiert Sozialstrukturen auch im internationalen Vergleich.

Weitere Vorträge der Gastprofessur

Montag, 3. Juni, 18.15 Uhr, Hörsaal 4
„Was treibt Europa auseinander?"

Montag, 1. Juli, 18.15 Uhr, Hörsaal 4
„Wohin führt Europas Weg?"

Die Vorträge werden vom ok54 mitgeschnitten und sind etwa eine Woche nach dem jeweiligen Termin in dessen Mediathek zu sehen: <link http: www.youtube.com ok54mediathek _blank external-link-new-window>www.youtube.com/OK54mediathek