Ausonius-Preisträger Beat Näf: multimedial und vielseitig

Züricher Universitätsprofessor hielt Festvortrag zu Stadtpatronen

Der Schweizer Althistoriker Prof. Beat Näf hat an der Universität Trier den Ausonius-Preis in Empfang genommen. Die Auszeichnung wird jährlich von den Fachbereichen II und III für eine herausragende wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet der Klassischen Philologie, der Alten Geschichte oder für ein wissenschaftliches Gesamtwerk auf dem Gebiet der beiden Fächer verliehen. Beat Näf fokussierte sein breitgefächertes wissenschaftliches Interesse im Lauf seiner Karriere auf Fragen der Geschichtstheorie, der Rezeption der Antike und auf die Spätantike. Über die Forschung hinaus hat er sich in der Wissensvermittlung mit Hilfe moderner Techniken besonders verdient gemacht. 

Der Trierer Althistoriker Prof. Christoph Schäfer porträtierte den Preisträger als einen vielseitigen und in vielen Arbeitsfeldern aktiven Wissenschaftler mit einer tiefen Verbundenheit zu seinem Heimatland Schweiz. Näf befasste sich in einer früheren Schaffensphase mit Geschichtstheorie sowie Wissenschafts- und Rezeptionsgeschichte. Er machte in der Folge die Spätantike zu einem weiteren Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit. Bereits seit 1980 erforscht Näf die Geschichte Zyperns und insbesondere von Alt-Paphos, dem bedeutendsten antiken Heiligtum der Aphrodite.

Schäfer beschrieb den Preisträger als einen Typus von Wissenschaftler, „der auch den Mut hat aufzuhören, wenn seiner Meinung nach Aufgaben nicht konsequent verfolgt wurden“. Im vergangenen Jahr beendete Näf eine intensive Auseinandersetzung mit elektronischen Medien als Instrument der Wissensvermittlung. In dieser Zeit entstanden Datenbanken und Websites für  Forschung, E-Learning-Produkte wie ein multimedialer Grundkurs zur Geschichte der Antike, Video-Podcasts und Apps. Auf der Basis seiner Arbeiten zur Hagiographie, der Erforschung des Lebens und der Darstellung von Heiligen entwickelte Näf einen multimedialen Stadtführer, eine Website und eine App zu den Züricher Stadtheiligen Felix und Regula.

Im Rahmen dieses Themenkomplexes setzte sich Beat Näf bei der Ausonius-Preisverleihung in seinem Festvortrag „Stadtpatrone – eine antike Erfindung?“ mit Stadtpatrozinien auseinander. Zu den christlichen Kernvorstellungen der Funktion von Heiligen als Patrone gehörten nach Näf die „Hoffnung auf die Gewährung von Leben sowie der Gedanke der Christusnachfolge im eigenen Leben“. Die Grundidee des Stadtpatronats sei die symbolische Repräsentation eines Schutzes durch verehrte Personen als Garanten einer guten Regierung. Diese Ideen hätten sich im Lauf der Jahrhunderte gewandelt. Die in die Patrone projizierten Hoffnungen werden mit dem Kollektiv der Stadtbevölkerung verbunden. „Das Patrozinium repräsentiert eine Stadt und ein Stück ihrer Identität“, so Näf.

Antike Wurzeln des Patroziniums sieht der Professor der Universität Zürich in der gottähnlichen oder von Göttern begünstigten und unterstützten Stellung der Herrscher. „Wie ein Patron sorgt der Herrscher für das Wohl des Volkes.“  Der Totenkult sei eine fundamentale Grundlage für den Aufstieg von Märtyrern zu Patronen in spätantiker Zeit gewesen. Bei der Verbindung des Märtyrerkults mit dem römischen Patrocinium spielten gesellschaftliche Eliten und die Entstehung und Verbreitung der christlichen Kirche eine essentielle Rolle.

Im Anschluss an den Festvortrag überreichten Universitätspräsident Prof. Michael Jäckel und der Dekan des Fachbereichs II, Prof. Ulrich Port, den Ausonius-Preis und die Urkunde an Beat Näf.

Hintergrund:

Die Auszeichnung ist benannt nach dem spätantiken Dichter Ausonius, der im Jahr 365 als Lehrer und Erzieher an den kaiserlichen Hof nach Trier kam. In seiner Reisebeschreibung "Mosella" schildert Ausonius die Mosellandschaft und die Stadt Trier.