"Parlament und Präsident für unsere Großregion!"

Universitätspräsident Michael Jäckel (l.) begrüßt gemeinsam mit Professor Wolfgang Lorig (r.) die beiden Redner Jacques Santer (2.v.l.) und Franz-Peter Basten.

Jacques Santer

Im Rahmen des Angebots "Öffentliche Wissenschaft" steht die Vortragsreihe allen Interessierten offen.

Zur Eröffnung der Vortragsreihe "Die Großregion Saar-Lor-Lux - Anspruch und Wirklichkeit" sprachen am 8. November der ehemalige EU-Kommissionspräsident Jacques Santer und der luxemburgische Honorarkonsul, Franz-Peter Basten an der Universität Trier.

Santer würdigte die besondere Bedeutung der Regionen für die Entwicklung der Europäischen Union und entwarf eine Vision für die Großregion Saar-Lor-Lux als internationale, multikulturelle Drehscheibe für Wirtschaft, Wissenschaft, Tourismus und Kultur mit einem dynamischen Wirtschaftwachstum, einem hohen Beschäftigungsniveau und einem intensiven interkulturellen Austausch zwischen den Menschen in der Großregion. "Eines ist sicher: Das Europa von Morgen wird ein Europa der Großregionen", resümierte Santer. Als Großregion im europäischen Kernland nehme Saar-Lor-Lux eine Vorreiterrolle ein. 

Allerdings gelte es auf dem Weg zu einer funktionierenden Großregion noch mindestens zwei wesentliche Punkte zu überdenken: Größe und Governance. Es sei fraglich, ob die Bürger im westbelgischen Namur oder in Mainz einen Bezug zur Großregion hätten, das Gebiet müsse also möglicherweise verkleinert werden. Viel schwerwiegender aber seien die unterschiedlichen politischen Strukturen: Auf der einen Seite mit Luxemburg ein souveräner Staat, auf deutscher Seite die Bundesländer und auf französischer Seite Departements und eine Region - diese Unterschiede verhinderten eine effiziente Governance, sie machten es schwer, Entscheidungen für die Großregion herbeizuführen geschweige denn deren Umsetzung zu kontrollieren.

"Die Großregion hat keine Adresse, kein Gesicht, niemanden, der Probleme in der Region aktiv aufgreift, analysiert und Verbesserungen anregt", kritisierte Franz-Peter Basten, Honorarkonsul des Großherzogtums Luxemburg in Trier, und führte dabei die von CDU und SPD geplante Pkw-Maut als aktuelles Beispiel an. Tausende Luxemburg-Pendler aus dem Raum Trier, die ihre Steuern im Großherzogtum zahlen, bekämen die Maut nicht über die Steuer wieder ersetzt. Gleichzeitig müssten künftig alle Luxemburger, aber auch Franzosen, Belgier oder Holländer eine Plakette kaufen, wenn sie nach Trier zum Einkaufen fahren. "Wir haben niemanden, der sich, etwa in Berlin, für die Belange der Großregion einsetzt", bemängelte Basten. "Ich halte es daher für wünschenswert, dass der Interparlamentarier-Rat  direkt vom Volk gewählt wird und dass die Großregion auch einen Präsidenten bekommt, der direkt vom Volk gewählt wird."

Um mit einer Stimme zu sprechen, bedarf es aus Sicht von Basten aber auch einer verbesserten Kommunikation zwischen den Bürgern in der Großregion. "Wenn wir wirklich zusammenwachsen, uns mühelos unterhalten und wettbewerbsfähig werden wollen, führt an der Mehrsprachigkeit kein Weg vorbei", betonte Basten. Was in Luxemburg selbstverständlich sei, müsse in der gesamten Großregion möglich sein: Alle Menschen sollten gleichzeitig Deutsch und Französisch beherrschen.

In der Vortragsreihe "Die Großregion Saar-Lor-Lux - Anspruch und Wirklichkeit" folgen in den kommenden Wochen weitere fünf Veranstaltungen, jeweils freitags um 14.30 Uhr in Hörsaal 9 (Gebäude E).

Das <link http: www.uni-trier.de _blank>Programm läuft im Rahmen des Angebots "Öffentliche Wissenschaft" in Kooperation mit der Deutsch-Luxemburgischen Wirtschaftsinitiative (DLWI) und dem Bürgerforum Saar-Lor-Lux e.V..