Interview mit Herrn Dr. Brakensiek

Dieses Interview ist im Trierischen Volksfreund und im Lucky-Blog des Trierischen Volksfreundes erschienen. Das ganze Interview könnt ihr hier lesen:

 

Kunst ist nix für die Schublade!

Zum Start der Kinder-Uni 2007: Junge Reporter löchern Dr. Stephan Brakensiek, Kunsthistoriker an der Universität Trier, mit Ihren Fragen – und erfahren auch, was Kunst mit Eis zu tun hat.

TRIER. Die Kinder-Uni-Reporter der Universität Trier hatten die Gelegenheit, Dr. Stephan Brakensiek zu interviewen. Der Kunsthistoriker stammt aus Dortmund und studierte in Bochum zunächst Geschichte, Politikwissenschaften und Publizistik. Für sein viertes Fach, Kunstgeschichte, entwickelte er sehr schnell eine solche Leidenschaft, dass er schließlich sein Studium als Doktor der Kunstgeschichte abschloss. Heute ist er spezialisiert auf den Bereich graphische Künste sowie die Kunst der Frühen Neuzeit und die deutsche Kunst um 1900. Dabei ist er nicht selbst als Künstler tätig, seine Aufgabe sieht er darin, Kunstgegenstände anderen Menschen zugänglich zu machen. Dabei interessiert er sich auch sehr für neue Kunstformen. Seit etwa drei Jahren beschäftigt er sich mit Lichtkunst, also Kunst, die mit Hilfe von elektrischen Licht erzeugt wird.
Als Leiter der graphischen Sammlung beteiligt sich Brakensiek an vielen Forschungsprojekten. Außerdem kehrt er seit 2004 als Dozent und organisiert mit seinen Studierenden Ausstellungen, um die Kunst zu den Menschen zu bringen. „Es bringt gar nichts, wenn ihr zu Hause Kunst in der Schublade liegen habt., dann ist die Kunst tot!“, erklärt er dem Kinder-Uni-Reporter-Team.

Tomasz: „Was erwartet die Kinder bei Ihrem Kinder-Uni-Workshop Zeichnen mit Licht?“.
Brakensiek: „Ich biete das zusammen mit dem Licht-Künstler Klaus Maßem an. Das ist eine ganz spannende Sache. Ich versuche zu erklären, seit wann es Lichtkunst gibt und welche unterschiedlichen Möglichkeiten man hat, mit Licht zu malen. Und dann probieren wir das gemeinsam aus.“

Leo: „Haben Sie ein Lieblingswerk?“
Brakensiek: „… kann ich gar nicht sagen. Ich habe mittlerweile bei mir zu Hause eine kleine Staffelei stehen, auf der ich alle drei Wochen das Bild auswechsle. Ich finde, der Wechsel ist spannender, als immer das Gleiche gut zu finden. Geht euch vielleicht genauso. Im einen Jahr ist Erdbeereis leckerer, im anderen das Zitroneneis und so geht es mir mit der Kunst.“

Lorenzo: „Warum ist Kunst entstanden?“
Brakensiek: „Der Mensch hat immer schon das Bedürfnis gehabt, sich mit den Dingen zu beschäftigen, die er nicht begreifen kann. Das Machen von Kunst gehört eigentlich zum Menschsein dazu. Kunst eine ist gute Möglichkeit, Dinge auszudrücken, die man vielleicht im normalen Leben so gar nicht ausdrücken kann und sie regt immer zum Denken an.“

Michael: „Ist die Höhlenmalerei tatsächlich das erste, was die Menschen gemalt haben?“
Brakensiek: „Das wissen wir nicht. Möglicherweise gibt es auch ältere Sachen, die von Menschen gemacht wurden, aber wir haben das große Problem, dass Kunst aus Materialien gemacht ist, die alle der Vergänglichkeit unterliegen. Das kennt ihr, wenn ihr eine Zeitung zu Hause in der Sonne liegen habt, dann merkt ihr, die wird irgendwann gelb. Stellt euch vor, ihr habt eine 200.000 Jahre alte Malerei, die 200.000 Jahre lang Tag ein Tag aus dem Licht ausgesetzt ist. Da ist nichts mehr da. Der größte Feind von Farben ist das Licht.“

Tomasz: „Sind schwarz und weiß Farben? Meine Freunde sagen ja, mein Vater sagt nein, mein Kunstlehrer sagt, es kommt darauf an, aus welcher Perspektive man es sieht.“
Brakensiek: „Eine definitive Antwort kann ich dir nicht geben. Also bei den modernen Farbkreisen geht man davon aus, dass wir nur drei sogenannte Primärfarben haben: blau, rot und gelb. Aber wenn man jetzt wieder in den Bereich geht, in dem ich arbeite, in die frühe Neuzeit, dann findet man um 1600 Farbkreise, bei denen Schwarz und Weiß an den äußeren Kanten sitzen. Heute würde man sie aus farbwissenschaftlichen Gesichtspunkten als nicht dazu gehörig bezeichnen.“

Michael: „Können Sie uns sagen, warum Gemälde und Kunstwerke oft so teuer sind?“
Brakensiek: „Das hat mit der großen Nachfrage nach einzelnen Werken zu tun. Aber es gab auch Zeiten, in denen Kunst tatsächlich aufgrund ihres Materialwertes teuer war. Im Mittelalter bezahlte man wirklich die Materialien, die ein Künstler verarbeitete, wenn er teure Farbpigmente benutzte, zum Beispiel das Farbsubstrat von Purpur-Schnecken. Kunst war auch immer schon eine Art von Repräsentationsmittel.“

Ihr wollt noch mehr über Kunst wissen?

Impressionen von Klaus Maßems Lichtkunst: http://generator.uni-trier.de/impressionen-von-klaus-massems-laserperformance/

Graphische Sammlung der Universität Trier (Kustos: Dr. Stephan Brakensiek): https://www.uni-trier.de/index.php?id=28562