Von Diskriminierung bis zu berüchtigten Piratinnen: Was zum Frauentag geforscht wird

Ein Überblick über Themen und Projekte aus unterschiedlichen Fachrichtungen.

Gleichstellungsbeauftrage Claudia Seeling in der Universitätsbibliothek. Sitzt am Tisch mit Büchern zu Gleichstellung.
Dr. Claudia Seeling, Zentrale Gleichstellungsbeauftragte, leitet das Referat für Gleichstellung der Universität, in dem sie gemeinsam mit ihrem Team Projekte und Maßnahmen anstößt, die auf die tatsächliche Gleichberechtigung von Frauen und Männern hinwirken.

Kontakt

Dr. phil. Claudia Seeling
Referat für Gleichstellung
E-Mail: seelinguni-trierde
Tel. +49 651 201-3196

Bücher und Webseite zur Gleichstellung

Auch in Deutschland wurde 1911 erstmals ein internationaler Frauentag gefeiert. Während er in vielen Ländern weltweit zum gesetzlichen Feiertag aufgewertet wurde, haben sich in Deutschland bisher nur die Länder Berlin und Mecklenburg-Vorpommern dazu entschlossen. Aktuell sind mit dem Frauentag Themen wie ungleiche Bezahlung, Benachteiligung am Arbeitsplatz, Diskriminierung, Sexismus oder sexualisierte Gewalt verbunden.

Forschung in vielen Bereichen

Woher rühren diese Probleme und welche Lösungsansätze können dafür gefunden werden? Womit befasst sich Genderforschung? An der Universität Trier forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in unterschiedlichen Fachrichtungen zu diesen und vielen weiteren Fragen. Sie untersuchen arbeitsrechtliche Regelungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf ebenso wie die Rollen von Frauen und Königinnen im alten Ägypten, die Diskriminierung von sexuellen Minderheiten, die unterschiedlichen Herangehensweisen von Jungen und Mädchen beim Programmieren von Software oder den Einfluss von Geschlechterstereotypen in Fernsehprogrammen.

Ein beispielhafter Überblick über Forschung an der Universität Trier im Zusammenhang mit dem Internationalen Frauentag:

Medizin und Technik

  • Geschlechtsunterschiede in der medizinischen Versorgung hat Lisa-Marie Maukel erkannt. Danach erhalten Frauen mit Herzinsuffizienz seltener eine angemessene Medikation als Männer, und mechanische Herzunterstützungssysteme werden bei Frauen seltener eingesetzt.
  • Die Informatikerin JProf. Dr. Jacqueline Staub hat in einer Studie mit 164 Kindern herausgefunden, dass es zwischen Jungen und Mädchen keine signifikanten Unterschiede bei der Strukturierung der Programmierungsaufgaben gab, aber in der Herangehensweise.
  • Sowohl bei der Vermittlung von Gründungskompetenzen als auch bei der Förderung von MINT-Affinität spielt nach wissenschaftlichen Erkenntnissen das Geschlecht eine Rolle. Mit dieser Problematik befasst sich Prof. Dr. Katrin Muehlfeld.

Rechtswissenschaft

  • Wie ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf arbeitsrechtlich geregelt, und ist der deutsche und europäische Gesetzgeber auf Grundlage einer EU-Norm zu einer weitergehenden Förderung der Vereinbarkeit verpflichtet? Diesen Fragen geht Jana Hagenmüller nach.

Sprache, Kultur, Wirtschaft

  • Dr. Dirk Kranz untersucht, inwieweit sexuelle und geschlechtliche Minderheiten hierzulande und anderswo, etwa in Russland, akzeptiert oder diskriminiert werden und wie sich dies auf die Identitätsbildung und seelische Gesundheit auswirkt.
  • Mit Frauen im Comedybusiness beschäftigt sich JProf. Dr. Nele Sawallisch. Wie erobern Comedians mit ihren Memoiren den Buchmarkt oder wie sind Humor und Geschlecht miteinander verquickt?
  • Wovon hängt es ab, ob eine Person mehr oder weniger Angst davor hat, eine Fremdsprache zu verwenden? Welchen Einfluss das Geschlecht darauf nimmt, untersucht Joanna Barth.
  • Wie sich in den Fernsehprogrammen enthaltene Geschlechterstereotype langfristig auf die Scheidungs- und Geburtenraten und wie sich der Fernsehkonsum auf die Arbeitstätigkeit von Frauen ausgewirkt haben, dazu hat Dr. Sven Hartmann interessante Ergebnisse gefunden.
  • Was bedeutet es, „feministisch“ zu forschen und welche Relevanz hat feministische Forschung heute? Inwiefern geht Feminismus über Themen der Geschlechterverhältnisse und Geschlechtergerechtigkeit hinaus? Diesen Fragen geht JProf. Dr. Gerhild Perl nach.
  • Geschlechter- und Männlichkeitsinszenierungen in der Pop- und Rap-Kultur analysiert Dr. Heidi Süß. Insbesondere der Rap gerät aufgrund von Sexismus, Homophobie oder problematischen Männlichkeitsinszenierungen in die Schlagzeilen.

Geschichte

  • JProf. Dr. Patrick Reinard untersucht die Lebenssituationen von Frauen im griechisch-römischen Ägypten und wie sich ihre Stellung durch die Christianisierung ab dem 4. Jahrhundert n. Chr. veränderte.
  • Dr. Rita Voltmer wiest auf „Fehlsichten und Klischees“ in den Vorstellungen von Hexen auch in den internationalen Frauenbewegungen der letzten Jahrhunderte und bis heute in feministischen Publikationen hin.
  • Frauen sorgten schon im goldenen Zeitalter der Segelschifffahrt (1650-1850) als Kapitäninnen oder Piratinnen für Furore. Manche blieben mehrere Jahre auf See und brachten dort Kinder zur Welt, wie Dr. Simon Karstens weiß.

Weitere Infos und zum Überblick über die Forschungsthemen