Psychologische Studie zu sexuellem Missbrauch im Bistum Trier

Eine Forschungsgruppe bittet unmittelbar Betroffene, deren Kinder, Mitarbeitende des Bistums und Pfarreiangehörige über Erlebtes zu berichten.

Eine unabhängige Aufarbeitungskommission (UAK) durchleuchtet seit Juni 2021 Fälle von sexuellem Missbrauch im Bistum Trier. Parallel dazu, aber unabhängig davon untersucht aktuell eine Forschungsgruppe der Universität unter der Leitung von UAK-Mitglied Dr. Petra Hank diese Fälle aus psychologischer Perspektive. Konkret geht es um sexuellen Missbrauch, der durch Kleriker oder Laien an Kindern, Jugendlichen sowie schutz- und hilfebedürftigen Erwachsenen im Zeitraum von 1946 bis heute in der Diözese Trier verübt wurde. Betroffene Personen, deren Kinder, aber auch Mitglieder aus Pfarreien und Einrichtungen, in denen sich die Vergehen abspielten, sowie aktive oder ehemalige Mitarbeitende des Bistums sind zur Teilnahme an der Studie eingeladen.

Die Untersuchung wird von Dr. Petra Hank, Akademische Direktorin im Fach Psychologie mit den Arbeitsschwerpunkten Diagnostik und Evaluationsforschung, und ihrem Team durchgeführt. Sie zielt darauf ab, über das Ausmaß und die Folgen des sexuellen Missbrauchs aufzuklären und den Beitrag kirchlicher wie auch gesellschaftlicher Strukturen zu diesem Geschehen offenzulegen. Zudem will die psychologische Studie zu einer verbesserten und erweiterten Durchführung von Präventions- und Interventionsmaßnahmen beitragen.

Verbesserungen ableiten

Auf Grundlage der Ergebnisse sollen verschiedene Handlungsempfehlungen und Hinweise auf ungeeignete Bewältigungsstrategien gegeben werden. Zum anderen sollen die Erkenntnisse zu problematischen psychosozialen Entwicklungsverläufen nach sexuell verletzenden Erfahrungen in der Kindheit oder Jugend dazu dienen, Verbesserungen für Kinderschutz und Prävention abzuleiten.

Die Studie will die Erfahrungen des sexuellen Missbrauchs aus der Perspektive der Betroffenen abbilden, die von ihnen erlebte Gewalt sichtbar machen und die Folgen dieser Erfahrungen für den weiteren Lebensweg der Betroffenen darstellen. Besonderes Augenmerk gilt dabei psychologischen Schutzfaktoren, wie etwa der Widerstandsfähigkeit der Betroffenen und den Zu­sammen­hängen zwischen dem sexuellen Missbrauch und seinen Folgen. Kinder der betroffenen Personen sollen in die wissenschaftliche Untersuchung einbezogen werden, um eine mögliche Weitergabe des Traumas über die Generation der unmittelbar Betroffenen hinweg zu untersuchen.

Dynamiken von Gewalt

Darüber hinaus werden Beschuldigte befragt, um ihre Vorgehensweise gegenüber den Kindern, Jugendlichen und Schutzbedürftigen, die Dynamiken der Gewalt und die strukturellen Bedingungen von Gewalt in kirchlichen Institutionen der Diözese Trier zu analysieren. Des Weiteren können Mitglieder betroffener Pfarreien und Einrichtungen sowie aktive und ehemalige Mitarbeitende des Bistums Trier an der Studie teilnehmen.

Die Gespräche zur Studie werden von geschulten Psychologinnen in der Regel an der Universität Trier geführt. Alle Angaben der befragten Personen werden voll­ständig anonymisiert erhoben, so dass keine Rück­schlüsse auf die einzelne Person oder ihre Fa­milie möglich sind. Die vollständig anonymisierten Daten werden ausschließlich für die beschriebenen Forschungszwecke verwendet.

Personen, die sich an der Studie beteiligen möchten, können sich für weitere Informationen sowie zur Studienanmeldung bei der wissenschaftlichen Projektmitarbeiterin Michelle Lange telefonisch unter 0651/201-2927 oder per E-Mail an langeuni-trierde melden.

Kontakt

Dr. Petra Hank
Psychologie
E-Mail: hankuni-trierde
Tel. +49 651 201-2891