Montagsvorträge aus Forschung und Lehre
Im Mittelpunkt dieses offenen Angebotes des 'Campus der Generationen' stehen Wissenschaftler*innen der Universität Trier, die im Rahmen eines Vortrags aktuelle Themen aus ihren Arbeitsbereichen vorstellen. Die Vortragsreihe bietet die Möglichkeit, Forschungsinhalte, Fragestellungen, Arbeitsweisen und Ergebnisse aus ganz unterschiedlichen wissenschaftlichen Bereichen der Universität kennen zu lernen.
Der Besuch aller Montagsvorträge ist gebührenfrei und ohne Anmeldung möglich.
Die 'Hochschulgruppe der Seniorstudierenden' lädt jeden Montag während der Vorlesungszeit ab 15:45 Uhr (i.d.R. im Anschluss an den Montagsvortrag) zum 'Montagstreff' ein.
Postmemory und transgenerationelle Traumatisierung: Literarische Perspektiven auf erinnerungstheoretische Konzepte
Termin: montags, 14:15 – 15:45 Uhr
Ort: Gebäude A, HS 1
06.11.2023
Germanistik: Jun.-Prof. Lena Wetenkamp
Der Vortrag beleuchtet das Phänomen der transgenerationellen Traumatisierung und zeigt auf, wie dies in aktueller Gegenwartsliteratur zum Ausdruck kommt.
Dass einschneidende (Gewalt-)Erlebnisse wie Krieg und Katastrophen tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben betroffener Menschen haben und zu Traumata führen können, ist bekannt. Weniger geläufig ist die Tatsache, dass traumatisierte Menschen diese Erfahrungen – meist unbewusst – auch an nachfolgende Generationen weitergeben können. Der Vortrag beleuchtet dieses Phänomen der transgenerationellen Traumatisierung und fragt in einer literaturwissenschaftlichen Perspektive danach, wie dies in literarischen Texten seinen Ausdruck findet. Als Beispiele postmemorialer Gegenwartsliteratur wird dabei auf Ulrike Draesners „Sieben Sprünge vom Rand der Welt“ (2014) und Maya Lasker-Wallfischs „Briefe nach Breslau. Meine Geschichte über drei Generationen“ (2020) eingegangen.
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ChatGPT in Forschung und Lehre — Chancen und Limiten in den exakten Wissenschaften Informatik: Jun.-Prof. Dr. Jacqueline Staub
13.11.2023
[Der Vortrag Auf der Suche nach dem heiligen Gral: Was wissen die Fachdidaktik und Lehr-Lernforschung über guten Unterricht? von Prof. Dr. Henning Rossa muss leider ausfallen.]
Informatik: Jun.-Prof. Dr. Jacqueline Staub
Moderne Large-Language-Modelle wie ChatGPT haben in vergleichsweise kurzer Zeit den universitären Alltag erheblich verändert. Diese modernen Werkzeuge eröffnen nicht nur die Möglichkeit, natürliche Texte von beeindruckender Qualität zu generieren, sondern sie haben ihren Anwendungsbereich auch auf die Erstellung formaler Texte, wie z.B. Programmcode, ausgedehnt. Diese Entwicklungen werfen in den exakten Wissenschaften aber auch Fragen auf, zentral die folgende: "Beherrscht ChatGPT die Mathematik tatsächlich?". In diesem Vortrag bieten wir einen Blick hinter die Kulissen und erklären die Grundlagen der künstlichen Intelligenz, auf deren Basis wir im Anschluss über die Chancen und Limiten dieser technologischen Innovationen für die akademische Forschung und die schulische Lehre spekulieren.
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Chancen und Grenzen repräsentativer Demokratie – Soziologische Beobachtungen
20.11.2023
Soziologie: Prof. Dr. Martin Endreß
Mit Blick auf den Typus repräsentativer Demokratie dominieren in Wissenschaft und Alltag aktuell skeptische bis bisweilen sogar endzeitliche Töne. Die Überforderung dieser Form politischer Herrschaft wird konstatiert und seine Unzulänglichkeiten angesichts gegenwärtiger Herausforderungen werden auf vielfältige Weise dargestellt. Demgegenüber möchte der Vortrag ein komplexeres Bild der Lage zeichnen, die mit dem Prinzip repräsentativer Demokratie verbundenen Ambivalenzen sondieren und Rahmen- und Ermöglichungsbedingungen für Vitalität und Legitimität dieser Demokratieform angesichts der aktuellen Konstellationen in Deutschland skizzieren.
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Eine vergessene Tradition? Triers Universitätsgeschichte
27.11.2023
Prof. Dr.Dr. hc. Michael Jäckel (Präsident der Universität Trier von 2011 bis 2023)
Im Jubiläumsjahr der Universität Trier blickt der Vortrag auf die Anfänge zurück. Er blickt auf die Gründungsphase, die Krisen und Reformen. Die Frage der Tradition stellt sich in Trier in besonderer Weise. Nach der Schließung im Jahr 1798 blieb der Universitätsgedanke lebendig, 1970 kam es zu einer Wiedergründung, in deren Umfeld die Vergangenheit nicht ausgeblendet blieb.
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Zwischen Liebeskummer und Nilpferden: Einblicke in das Alltagsleben im römischen Ägypten
04.12.2023
Papyrologie: Jun.-Prof. Dr. Patrick Reinard
Antike Autoren gehörten fast immer einer elitären Sozialschicht an. Dementsprechend äußern sie sich nur selten über das Alltagsleben und die allgemeinen Nöte und Probleme breiter Bevölkerungsgruppen. Zum Glück haben sich aber viele handschriftliche Textzeugnisse aus der Antike auf Papyrus, Pergament, Holztafeln oder Scherben erhalten, die unmittelbar aus der Lebenswelt der Menschen stammen. Solche Texte eröffnen spannende und lebendige Einblicke in das 'normale' Leben. Der Vortrag wird anhand ausgewählter Textbeispiele einen Überblick über das tägliche Leben geben; thematische Hauptthemen werden dabei der Alltag von Sklavinnen und Sklaven sowie die Berufswelten sein. Zudem werden Originalpapyri der Trierer Sammlung präsentiert werden.
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Alle zusammen aber jeder für sich? Die fragmentierte Welt der modernen Informationsnutzung
11.12.2023
Medienwissenschaft: Prof. Dr. Pascal Jürgens
Die Welt ist vernetzter als je zuvor und das Informationsangebot grenzenlos. Erstaunlicherweise hat das aber zu keiner der erwarteten Folgen geführt: Wir sind weder alle perfekt informiert noch ertrinken wir nur in Quatsch; wir haben weder alle unsere perfekten Informationsblasen noch lesen wir alle dasselbe. Der Vortrag führt durch mehrere dieser spannenden Paradoxa und zeigt, welche gefährlichen Dynamiken die moderne Öffentlichkeit prägen.
Römisches Recht und Künstliche Intelligenz: KI-gestützte Autorenzuordnung bei römischen Rechtstexten
15.01.2024
Rechtswissenschaft: Prof. Dr. Thomas Rüfner
Der Vortrag stellt mögliche Anwendungen von Techniken der „Künstlichen Intelligenz“ in der Rechtsgeschichte vor. Der Schwerpunkt liegt auf der Ermittlung der Autorschaft historischer Quellen. Für zahlreiche römische Rechtstexte ist der Autor ungekannt oder unsicher. Mithilfe neuronaler Netzwerke oder so genannter Support Vector Machines, die anhand von Texten trainiert werden, deren Autor bekannt ist, lässt sich u.U. die Frage beantworten, welcher römische Jurist als Verfasser eines anonym oder pseudonym überlieferten Textes in Betracht kommt.
Im Vortrag werden zunächst die technischen Grundlagen kurz und allgemeinverständlich erläutert. Dann werden die Ergebnisse eigener Experimente vorgestellt, die sich an jedem heimischen PC nachvollziehen lassen.
Schuld - Vom Bekenntnis zum Bewusstsein - Die Entwicklung der Gewissenserforschung in der Vormoderne
22.01.2024
Germanistik: Vertr.-Prof. Dr. Matthias Rein
Kann ein Mensch ohne Gewissen – ohne Schuldbewusstsein – menschenwürdig leben? In diese Frage und die kritische Gegenfrage, ob Schuldbewusstsein und Gewissen nicht die Seele des Menschen durch den psychischen Druck, den die Gesellschaft damit auf sie ausübt, nachhaltig schädigt, eingebettet, kommen im Vortrag in erster Linie mittelalterliche deutschsprachige Texte zur Sprache, die sich zwischen Schuldbekenntnis und Schuldbewusstsein bewegen, daneben aber auch internationale Forschungsbeiträge vor allem – aber keineswegs ausschließlich – französischer Provenienz.
Künstliche Intelligenz, User-Daten und Fake News. Regionale Medienhäuser im technologischen Wandel
29.01.2024
Wirtschaftssoziologie: Leonie Mader & Trierischer Volksfreund
Künstliche Intelligenz (KI) hält auch in den Redaktionen von regionalen Medienhäusern Einzug. Auf der einen Seite kann sie die Produktion von Nachrichten vereinfachen, auf der anderen Seite kann KI genutzt werden, um überzeugend echt wirkende Fake-News zu verbreiten. Wie der Trierische Volksfreund mit dieser und weiteren neuen Technologien umgeht, und warum jetzt Leserinnen und Leser den Redaktionen sagen, was relevant ist, das erklärt ein Mitglied der Chefredaktion.
Im zweiten Teil des Vortrages erfolgt eine wirtschaftssoziologische Einordnung und Erklärung dieser Nutzung, speziell von KI zur automatisierten Produktion von Texten. Es wird aufgezeigt, dass nicht die technischen Potentiale allein, sondern Interessen und Ideen relevanter Akteure die Diffusion der Technologie prägen. Im Zeitungsmarkt sind dies speziell Urteile über die Qualität der Technik. Abschließend wird erörtert, wie dieser These im Rahmen des DFG-geförderten
wirtschaftssoziologischen Projektes „Digitale Märkte aus wirtschaftssoziologischer Perspektive“ nachgegangen wird.