„Demokratie kommunal“ - Namen und Fakten zum politischen Wiederaufbau in Rheinland-Pfalz

Eine digitale Plattform listet Mitglieder in Stadträten seit 1946 auf und ordnet das historische Wahlgeschehen ein.

Angesichts zunehmender demokratiegefährdender Tendenzen wird der Ruf nach mehr Demokratiebildung immer lauter. Eines der wichtigsten Kapitel für die demokratische Entwicklung der Bundesrepublik war die Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg. Während bundespolitische Aspekte wissenschaftlich umfangreich aufgearbeitet sind, blieben die lokalen politischen Akteure in der Forschung bislang weitgehend unbeachtet. Der Historiker Prof. Dr. Stephan Laux und sein Team haben in einem Projekt Mitglieder der Stadträte der 27 größten rheinland-pfälzischen Kommunen in der frühen Nachkriegszeit recherchiert. Die Namen, biografische Angaben und umfangreiche Hintergrundinformationen können nun in einer anschaulich gestalteten Datenbank frei zugänglich abgerufen werden. 

Screenshot der Startseite der Datenbank Demko mit schwarz-weiß Fotos

Die Plattform „Demko – Demokratie kommunal“ weist bislang für die Wahlen von 1946 bis 1960 insgesamt 2.500 Mitglieder in Stadträten von Ahrweiler bis Zweibrücken auf. Soweit es die Quellenlage in den ausgewerteten kommunalen Archiven hergab, sind neben den Namen der Stadtratsmitglieder auch Angaben zu Parteizugehörigkeit, Beruf und Dauer der Ratszugehörigkeit aufgeführt.

162 Namen für Trier

Stephan Laux und seine Mitarbeiter Anja Ottilie Ilg und Konrad Langner haben das Projekt mit einem kleinen Team, großem Engagement und ohne finanzielle Förderung realisiert. Bei der technischen Umsetzung leistete das Team des ServicezentrumeSciences an der Universität Trier große Unterstützung. Mit 162 Personen konnte in „Demko“ für Trier die höchste Anzahl an Ratsmitgliedern rekonstruiert werden, gefolgt von Koblenz (148), Ludwigshafen (146) und Mainz (145). Über eine digitale Gesamtliste aller erfassten Personen hinaus bietet die Plattform kompakte und bebilderte Porträts aller 27 erfassten Städte.

„Wir wollen mit diesem Projekt die Generation des demokratischen Neuaufbaus aus der Vergessenheit holen und zeigen, welche lokalen Akteure die Nachkriegsverhältnisse gestaltet haben. Aus den zusammengestellten Daten lässt sich zugleich viel zur politischen und gesellschaftlichen Kultur der damaligen Zeit herauslesen“, fasst Professor Stephan Laux die Ziele der wissenschaftlichen Arbeit zusammen. So zeigt etwa eine Auswertung nach Geschlecht eine massive Männerdominanz in den Stadträten: 2.313 Männern stehen lediglich 197 Frauen gegenüber.

Umfangreiche Hintergrundinformationen

Professor Laux und seinem Team ist es ein wichtiges Anliegen, die erfassten Namen und Daten in den historischen Kontext zu stellen und die Rahmenbedingungen der damaligen lokalpolitischen Arbeit zu berücksichtigen. Daher bietet „Demko“ über die Personendatenbank hinaus umfangreiche Hintergrundinformationen, etwa zu Selbstverwaltung, Parteien, Wahlrecht und Wahlergebnissen bis hin zu einer Leiste markanter zeitgeschichtlicher Ereignisse.

„Angesichts der finanziellen Nöte dieser Zeit betrieben die Stadträte mehr Mangelverwaltung als politische Gestaltung. In den Gremien waren vor allem kreative und pragmatische Köpfe gefragt“, erklärt Stephan Laux. Die ersten Nachkriegsjahre waren zugleich die Hochzeit der Entnazifizierung unter den Augen der französischen Besatzungsverwaltung. Insofern könnten sich über die Besetzungslisten der Stadträte auch soziale Verankerungen der NS-Diktatur auf lokaler Ebene in der Nachkriegszeit nachvollziehen lassen.

Anschauliche Präsentation

Die Trierer Historiker verstehen ihr Projekt vor allem auch als einen Motor, der weitere regional- und stadthistorische Forschung antreiben soll. Daher wurde auf eine anschauliche Präsentation der Daten und Nutzungsmöglichkeiten ohne Vorkenntnisse Wert gelegt. „Demko“ ist als kollaboratives Projekt angelegt, die Datenbank soll wachsen und kann mit neuen Städten und ihren Ratsmitgliedern erweitert werden.

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Kontakt

Prof. Dr. Stephan Laux
Geschichte
Mail: lauxstuni-trierde
Tel. +49 651 201-3179