„Patientinnen und Patienten mit einer Pornografie-Nutzungsstörung wurden bis jetzt ohne spezifische Manuale behandelt“, erklärt Jana Schaffrath, Mitarbeiterin der Poliklinischen Psychotherapieambulanz und der Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie (Prof. Dr. Wolfgang Lutz) an der Universität Trier. Auf Basis von wissenschaftlichen Erkenntnissen wurden nun zwei mögliche Therapieformen entwickelt, die eine spezialisierte Behandlung ermöglichen sollen. Ein Behandlungsweg zielt auf einen vollkommenen Verzicht des Konsums von pornografischen Inhalten ab. Der zweite Behandlungsweg verfolgt eine reduzierte Nutzung. Schaffrath: „Es ist noch nicht klar, ob es sich bei einer Pornografie-Nutzungsstörung eher um eine Verhaltenssucht oder eine Impulskontrollstörung handelt. Dementsprechend wollen wir überprüfen, welches Therapieziel (Abstinenz oder reduzierte Nutzung) für die Betroffenen geeigneter ist.“
Im Februar sollen an der Universität Trier die ersten sechsmonatigen Intensivbehandlungen beginnen. Die Patientinnen und Patienten werden jeweils einer der zwei Behandlungsvarianten zugeteilt. Außerdem wird es eine Kontrollgruppe geben, die erst acht Monate später mit der Behandlung beginnt, und eine Gruppe, die in der bisherigen Therapieform behandelt wird.
Interessierte Personen können sich über die Webseite www.pornlos.de melden. Die Behandlung wird von der gesetzlichen Krankenkasse gezahlt. Das Programm umfasst Gruppentherapie-Sitzungen, die an der Universität Trier stattfinden, und Einzeltherapie bei niedergelassenen Psychotherapeutinnen und -therapeuten in der Region. Außerdem wird die Therapie durch ein digitales Angebot begleitet. In einer App können Betroffene regelmäßig angeben, wie es ihnen geht, und Unterstützungsangebote wie Entspannungsübungen abrufen.
Ziel des Projekts PornLoS ist es, die Therapieform zu identifizieren, die am nachhaltigsten die Symptome der Pornosucht verbessert. Diese könnte dann auch in die Regelversorgung der Krankenkassen aufgenommen werden. Außerdem sollen die Projekt-Ergebnisse in Fortbildungen für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten einfließen. Bisher wird die Pornografie-Nutzungsstörung in der Ausbildung nicht gesondert thematisiert. Bald könnten also auch Studierende der Universität Trier hierzu geschult werden.
Kontakt
Jana Schaffrath & Dr. Mila Hall
Psychotherapieambulanz
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