Was ein Teebeutel über das Insektensterben erzählen kann
Die Beobachtung der Interaktionen zwischen Pflanzen und Insekten ist für die Wissenschaft noch aus weiteren Gründen von besonderem Interesse. So hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass mit bestimmten Pflanzenarten auch die mit ihr verbundenen Insektenarten verschwinden – und umgekehrt. Mithilfe des eDNA-Verfahrens könnte die Forschung neue Informationen über die bislang wenig bekannten Ursachen gewinnen. Auch die Landwirtschaft könnte im Hinblick auf die Erforschung von Pflanzenschädlingen profitieren, da die Verbreitung von Schadinsekten mittels Einlagerungen in Pflanzen erfolgen kann.
Stabile DNA
Ein weiterer Mehrwert besteht darin, dass die in getrockneten Pflanzen enthaltene eDNA überraschend stabil ist. Henrik Krehenwinkel will daher anhand von Pflanzensammlungen, die über Jahrzehnte archiviert wurden, prüfen, ob sich mittels eDNA ein Biomonitoring über einen langen Zeitraum hinweg zurückverfolgen lässt.
Auch außerhalb der professionellen Forschung ergibt sich eine Fülle von Anwendungsmöglichkeiten. „Wir arbeiten gerade daran, das Protokoll unseres Verfahrens so zu erleichtern, dass Schulklassen damit arbeiten können. Langfristig könnte daraus ein Citizen-Science-Projekt entstehen, in dem Bürgerinnen sowie Bürger auf dem Gebiet der Biodiversität forschen“, erläutert Henrik Krehenwinkel weiter.
Schließlich könnte das Verfahren auch ein Fall für die Kriminalistik werden. Per eDNA lassen sich zuverlässige Aussagen über die tatsächliche geografische Herkunft von Pflanzen treffen. So könnte der Zoll ermitteln, ob eingeführte Teesorten tatsächlich aus den angegebenen Ländern stammen. Was bei Tee möglich ist, gilt auch für andere Pflanzen – Drogen beispielsweise.
Wie die Forschenden eDNA aus zerkleinertem und getrocknetem Pflanzenmaterial gewinnen und verarbeiten, wird in einem Video anschaulich erklärt. Das Video von Katharina Abt gibt es auch als englischsprachige Version.