Kringel


In verschlungenen Bewegungen mäandert das in leuchtendem Orangerot gehaltene Fassadengemälde entlang der Stirnseite des Hochtraktes auf Campus II. Die über den Versprung der Fassade entstandene Nische bricht die rechteckige Form des Bauwerkes auf und bietet als fensterlose Fläche den idealen Untergrund für eine künstlerische Gestaltung. Trotz der reduzierten Formgebung erreicht das Liniengeflecht des Kringels eine komplexe Struktur, welche Symmetrien und Wiederholungen vermeidet und zugleich spielerisch die beiden Schauseiten miteinander verbindet. Die Dynamik von Form und Farbe stellt einen Kontrast zur Strenge der gerasterten Front mit ihren Fensterbändern und graublauen Gliederungselementen dar. Ähnlich den vereinzelten, akzentuierenden roten Fenster- und Türrahmen bildet der Kringel in seinem warmen Orangerot einen optischen Gegenpol zu dem ansonsten zurückhaltenden, harmonischen Farbkonzept des Universitätsbaus.

Die verschlungenen Linien des Kringels wurden von der Künstlerin als Sinnbild für das fortwährende Kreisen der Gedanken gewählt, die in unkontrollierbaren Bahnen verlaufen. Ebenso wie zirkulierende Gedankenbahnen neue Impulse auslösen, bringen die Verlaufsbahnen des Kringels durch ihre Überschneidungen neue Bewegungsrichtungen hervor.

Zudem korrespondiert der Kringel mit dem Vorplatz des Gebäudes, der mit seinen Sitzgelegenheiten zum Platz nehmen und Kommunizieren einlädt und hierdurch zur Begegnungsstätte wird, an der sich in ähnlicher Weise Wege kreuzen wie in dem Linienlabyrinth an der Fassade. Die Idee von einem Ort der Begegnung und des Reflektierens findet in dem Kringel ihren künstlerischen Ausdruck. Mit seiner Präsenz verleiht er dem Gebäude einen bezeichnenden Wiedererkennungswert und lenkt den Blick aus der Ferne auf das Bauwerk.

Längst ist der Kringel zum Signet von Campus II geworden.

weiter im Parcours zum nächsten Kunstwerk