Lebensherausforderungen im Westen

In meinem Blog schreibe ich über meine Gedanken gegenüber Deutschland, meine positiven und negativen Erfahrungen, die ich hier gemacht habe und über die Dinge, die für mich ungewöhnlich sind.

Ich bin Syrerin, komme aus Idlib und bin vor ungefähr 3 Jahren im Familiennachzug nach Deutschland gekommen.

Meine Gedanken

In Syrien habe ich ein Lehramtsstudium für Geographie absolviert und konnte damit einen Kindheitstraum verwirklichen, nämlich Lehrerin zu werden. Leider konnte ich wegen des Krieges nicht lange unterrichten und bin dann mit meiner Tochter nach Deutschland gekommen, um hier Asyl zu beantragen. Mein Mann war bereits Ende 2015, also 2 Jahre vorher nach Deutschland geflüchtet, hatte schon die Sprache gelernt und mir eine Vorstellung von dem neuen Leben gegeben.

Dabei habe ich in Syrien nicht darüber nachgedacht, wie mein Leben in Deutschland verläuft. Wichtig war mir in erster Linie, endlich mit meiner Familie in Sicherheit zu sein und der schmerzhaften Realität des Krieges zu entfliehen. Bei dem Verlust all meiner Hoffnungen in meinem Heimatland habe ich nicht weiter darüber nachgedacht, welche Herausforderungen und Hindernisse mir in der Zukunft begegnen könnten. Ich dachte, nichts würde sich ändern, solange meine Familie in meiner Nähe war. Dann könnte ich alle Schwierigkeiten überwinden.

Mein Dorf nach dem Krieg.
Hier sieht man, dass es nicht mehr möglich ist, an diesem Ort zu leben und zu arbeiten.

Meine Erfahrungen in Deutschland

Für mich gibt es viele Dinge in Deutschland, von denen ich einige mag, andere nicht und auch solche, die ich nicht gewohnt bin. Dabei habe ich viele neue Erfahrungen gemacht: positive und auch negative...

Negative Erfahrungen

Als ich in Deutschland ankam, war anfangs alles in Ordnung, aber bald wurde es kompliziert wegen der Behörden und der vielen Papiere.

Beispielsweise waren die vielen Formulare, die ich ausfüllen und die Anträge, die ich stellen musste, schwer, manchmal fast gar nicht zu verstehen. Ohne die Hilfe meiner Deutschlehrerin hätte ich diese Probleme nicht bewältigen können.

Das soziale Leben und der Umgang mit Freunden und anderen Menschen ist hier ganz anders als zuhause -  viel formeller, weil man sich an Termine und Arbeitszeiten halten muss. Bei uns kann man jederzeit Besuche machen. Ganz schlechte Erfahrungen habe ich hier in Trier durch die rassistische Einstellung mancher Leute gemacht. So wurden meine Tochter und ich mehrmals auf der Straße so stark beschimpft, dass sie zwischenzeitlich Angst hatte und sagte:  "Ich möchte Deutsch sein, damit sie mich nicht anschreien."

Positive Erfahrungen

Als gute Erfahrungen, die ich schnell hier erlebte, ist zuallererst zu erwähnen, dass ich unmittelbar nach meiner Ankunft in Deutschland die Möglichkeit hatte, die Sprache zu erlernen und schon nach einem Jahr den ersten Sprachkurs B1 erfolgreich abschließen konnte. Danach konnte ich sofort die nächsten Kurse B2 und C1 besuchen.

Auch meine Tochter, die sofort einen Platz im Kindergarten fand und bald neue Freunde hatte, lernte schnell die deutsche Sprache.

Hinzukommt, dass ich auch neue Freunde kennen lernte, die mir mit ihrer Erfahrung viel Unterstützung gaben.

Was besonders erwähnenswert ist, ist auch das Bildungssystem und das Gesundheitswesen. Das hat mich hier sehr überrascht und ich finde es super toll.

Ebenfalls von großer Bedeutung ist für mich, dass hier alle Menschen, egal welcher sozialen Ebene sie entstammen oder welchen Bildungshintergrund sie haben, gleich sind.

Hinzukommt, dass alle Religionen willkommen sind und respektiert werden.

Und was mir hier noch gefällt: der Regen!

Ungewöhnliche Dinge für mich

Für mich ungewohnt und gewöhnungsbedürftig sind die Lebensmittel hier: Sie sehen gut aus, sind aber meistens ohne Geschmack.

Auch die Kleidung ist für mich ungewohnt. Die Auswahl der Kleidung fällt mir hier sehr schwer.

Dazu kam anfangs die ungewohnte Sprache, die zu Beginn ein großes Hindernis war.  Allerdings war das Problem dank meiner Freunde und der Leute, die uns beim Erlernen der Sprache unterstützt und gefördert haben, einfach zu lösen.

Am schlimmsten für mich, aber ich glaube, für alle Geflüchteten, ist der Verlust der Heimat, zu der man gehört und nach der man sich immer sehnt, trotz aller Schwierigkeiten, die man dort erlebt hat.

Hier, wo man jetzt lebt, hat man das Gefühl, noch nicht dazu zu gehören, aber gleichzeitig weiß man, dass man nicht in sein Land zurückkehren kann. Das tut schrecklich weh.

Schlussfolgerung und Essenz

Mir ist bewusst: Im Leben wird es immer Schwierigkeiten und Hindernisse geben. Und trotz aller Steine, die auf dem Weg unserer Träume liegen, dürfen wir nicht aufgeben, sondern die Steine akzeptieren und weiterhin mit festem Willen und Zielstrebigkeit versuchen, das Beste aus unserem Leben zu machen.

Denn: Am Ende einer schlechten Nacht kommt der Beginn eines schönen Morgens! So wie jeder Tag ein Ende hat, wird der nächste Tag einen neuen Anfang haben.

 

Fatema Darwish