Ein persönlicher Rückblick auf zwölf Jahre im Amt des Präsidenten
„Ackern“ für die Universität
Das Foto, entstanden 1976, ist für mich ein Sinnbild der damaligen hochschulpolitischen Situation. Arnd Morkel, der erste Präsident der Universität Trier, hat den Satz geprägt: „Eine Universität ist nie fertig.“ Wie so häufig wurde auch die Wiedergründung einer Universität mit einer großen „Idee“ im Sinne von Karl Jaspers begleitet, aber auch in Trier war diese überdrehte abendländische Rahmung immer wieder zu hören. Jedenfalls hat sich dieses „Ackern“ gelohnt.
Verjüngungsprozess und Freundschaften
Die Zeit von 2011 bis 2023 war auch ein Generationenwandel, den ich mitgestalten durfte. Ich kannte noch die Gründergeneration (Foto), ich habe die Bologna-Reform hautnah erlebt, ich habe Konflikte wachsen und vergehen sehen und sehe nun, wie sich die Universität verjüngt. Darin liegt ein Neuanfang, auch wenn wir uns in Trier gerne mit Strukturen langer Dauer befassen.
Nationale und internationale Kontakte
Ich habe in dieser Zeit sehr viele Menschen kennengelernt: hier vor Ort und in der Region über die Wissenschaftsallianz (Foto), im Land, in der Republik – national und international, man denke nur an den Verbund UA 11+ und die Universität der Großregion (UniGR). Es sind viele Freundschaften entstanden
Zwölf Generationen
Zwölf Studierendengenerationen durfte ich begrüßen. Es gab viele Gelegenheiten der Begegnung – Sommerfeste, Examensfeiern, studentische Kongresse, Deutschlandstipendium, gemeinsame musikalische und sportliche Aktivitäten (Foto) – und natürlich: Hilfe in unterschiedlichsten Situationen. Zu loben ist das studentische Engagement, beispielsweise in der Refugee Law Clinic, in TRIMUN oder dem Internationalen Zentrum.
Der Geschmack des Präsidentenamtes
Ein wenig auf den Geschmack des Präsidentenamtes kam ich während meiner Vizepräsidentschaft durch einen glücklichen Zufall des Jahres 2005: Hamline (Foto), Inauguration Ceremony. Daraus entstand über viele Jahre eine gute Universitätspartnerschaft.
Bewegende Momente und Begegnungen
2008: World Confucius Institute Conference Peking. Ein großes Erlebnis, morgens in einem Park in Peking. Am Rande einer Konferenz in Kobe, Japan, im Oktober 2019: das Treffen in Okayama mit der Mutter (Foto) von Mutsuko Ayano, die als Rotary-Stipendiatin an der Universität Trier studierte und im November 1983 den Folgen eines Raubüberfalls erlag.
Selten leichte Lösungen
Ein Präsidium ist nicht einfach eine Schaltzentrale. Es gab selten leichte Lösungen. Es war und ging oft vor, zurück, zur Seite. Es gab viele lange Wege von einer Idee bis zur Entscheidung. Heute haben wir eine umfassende Qualitätssicherung in der Lehre installiert, die Juniorprofessur hat sich etabliert, neue Studiengänge sind – teils gegen erheblichen Widerstand – auf den Weg gebracht worden.
Auszeichnungen und Enttäuschungen
Trier hat eine lange Sonderforschungsbereich-Tradition und war Sitz des ersten geisteswissenschaftlichen SFB überhaupt. Als im Jahr 2015 ein mit ausgezeichneten Vornoten eingereichter Neu-Antrag scheiterte, war das mehr als eine Enttäuschung, auch für Prof. Dr. Lutz Raphael (Foto), der im Jahr 2012 mit dem Leibniz-Preis – dem bedeutendsten Wissenschaftspreis in Deutschland – ausgezeichnet wurde. Es hat sehr viel Kraft gekostet, aus diesem Tal herauszukommen. Wenig später gelang uns ein großer Erfolg in den Sprachwissenschaften. Ein DFG-Langfristvorhaben in der Alten Geschichte, ERC Grants und Forschergruppen haben uns gezeigt, dass wir es nicht verlernt haben.
Wichtige Verbindungen
Die Verbindungen zu außeruniversitären Einrichtungen dürfen nicht unerwähnt bleiben: zum Leibniz-Institut für Psychologie ZPID, zum Leibniz-Zentrum für Informatik Schloss Dagstuhl, zum Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA). Eine wichtige Außenstelle des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (Foto) hat sich in Trier etabliert.
Think-Tank und Agenda-Setting
Die Universität Trier hat Think Tank-Qualitäten und bestimmt zu einigen Themen die Agenda mit: China/Taiwan, Recht der Digitalisierung, Digital Humanities, Biodiversität, Stressforschung. Kleine Fächer leisten ebenfalls Großes. Und wir segeln im Dienst der Wissenschaft mit der Bissula (Foto), dem Nachbau eines römischen Handelsschiffes.
Rege Bautätigkeit
Es waren auch – wie auf hoher See - nie wirklich ruhige Zeiten. Wenn sich die hochschulpolitischen oder weltpolitischen Herausforderungen etwas legten, sorgten dringende Baumaßnahmen für entsprechende Unruhe. Manche davon wollen nicht zu Ende gehen, andere, zum Beispiel das Audimax (Foto), wurden in Eigenbeteiligung der Universität modernisiert. Der Campus, auch ein schönes Ereignis, wurde 2013 zu einem von 100 besonderen Orten gekürt. Ihm galt – wann immer ich Zeit dafür aufbringen konnte – meine besondere Aufmerksamkeit.
Hochschulrektorenkonferenz zu Gast
Was zum Jubiläum des 50. Jahrestages der Wiedergründung der Universität 2020 der Pandemie zum Opfer fiel, konnte drei Jahre später aus Anlass des 550. Gründungsjubiläums der alten Universität zumindest in Teilen nachgeholt werden. Ein Höhepunkt: Die Hochschulrektorenkonferenz (Foto) war am 8. und 9. Mai 2023 an der Universität Trier zu Gast.
Musik als Brücke
Eine besondere Brücke ist die Musik, an der Universität Trier gelebt im Collegium Musicum, das Höhepunkte bei Konzerten im Trierer Amphitheater (Foto) und an der Xiamen University erlebte, oder in der Bigband SwingUniT.
Vielen Dank!
Ich danke Trier für das Vertrauen und wünsche meiner Universität, dass sie weiterhin einen guten Weg beschreitet. Ich danke allen, die mit mir an der Entwicklung der Universität Trier gearbeitet haben.
Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Jäckel
